252. Das Wappen der Prittwitze.

[275] Das Geschlecht der Prittwitze ist sehr alt und ihre Niederlassung in Polen und Schlesien bis zum Jahre 1603 nachzuweisen. Sie selbst aber leiten ihren Ursprung und ihr Wappen noch weiter zurück. Es sei nämlich unter den ausländischen Kriegern, welche im Dienste des Khalifen von Granada standen, ein gewisser Holub gewesen, ausgezeichnet durch Leibesstärke, Tapferkeit und vorzügliche Geschicklichkeit im Schachspiel. Fatme, eine der Töchter des Khalifen, bisher unübertroffen in der Gewandtheit, ihre Gegner in diesem Spiele zu besiegen, forderte mit ihres Vaters Genehmigung diesen Fremdling auf, mit ihr einen Wettkampf darin zu wagen, und schlug im Gefühle ihrer Ueberlegenheit vor, der Ueberwundene solle dem Sieger als Sclave verfallen. Holub geht die Bedingung ein und gewinnt, Fatme, vor Scham und Schmerz betäubt, sinkt ohnmächtig nieder, der bestürzte Sieger eilt sie zu halten, reist in der Hast das Spielbrett herab, welches die Stirne der schönen Maurin verletzt, daß sie blutet und verbunden werden muß. Großmüthig entsagt Holub dem bedungenen Preise, erhält von dem dankbaren Vater große Geschenke und ein Wappenbanner, in welchem auf dem Helme das Bild der Besiegten mit verbundenem Kopfe, ohne Hände, als Sinnbild der verlorenen Freiheit und gerechten Anerkennung, im Schilde aber das Brettspiel bezeichnet sind. Daher führen die von jenem Holub abstammenden Herren von Prittwitz im Wappen ein Schachbrett mit schwarzen und goldenen Steinen, auf dem gekrönten Helme ein Mohrenbild ohne Arme, mit einer goldenen Binde um die Stirne, welcher etliche Blutstropfen entquellen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 275.
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