256. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau.

[278] (S. Büsching S. 57.)


In dem bei dem Dorfe Warthau, zwischen Bunzlau und dem Gröditzberge gelegen, befindlichen Steinbruche steht in waldiger, tiefer Gegend eine mächtige Braupfanne aus einem großen Granitblocke gehauen. Das Volk erzählt, es habe einst zu Warthau ein Steinmetz gelebt, der durch liderliche Streiche sich die Strafe zuzog, daß ihm befohlen ward, aus einem mächtig großen Felsenstücke in einer ihm vorgeschriebenen Frist einen viereckigen Trog zu hauen. Liderlich wie er war, verging ein Tag nach dem andern in Jubel und Freude, aber an seine ihm aufgegebene Arbeit dachte er nicht. Endlich nahte der bestimmte Tag und nur noch eine einzige Nacht lag dazwischen und nun fing eine ungeheure Angst an, sich seiner zu bemächtigen, denn wenn er die Arbeit nicht vollbrachte, hatte er schwere Strafe zu erwarten. In dieser Noth rief er den Teufel um Beistand an und dieser, der schon lange seiner Seele nachgetrachtet hatte, versäumte nicht auf seinen Ruf zu erscheinen. Gern war er ihm behilflich und am andern Morgen stand die Braupfanne nicht allein viereckig, sondern auch mit einem weitausgeschweiften Kropfe da und noch zwölf kleinere Kübel waren um dieselbe herumgestellt. Die Herbeieilenden fanden aber den Verfertiger nicht mehr, der Teufel hatte seine Seele davongeführt und im Forste fand man die zerstückelten Gliedmaßen des Zerrissenen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 278.
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