t) Rübezahl verläßt Edelgesteine hinter sich.

[319] Vor der Reformation, da es in Böhmen noch Lutherisch und Evangelisch gewesen (da es itzund kaum Epistolisch, Catholisch wollte ich sagen, ist), zu solcher Zeit ist ein Pfarrherr übers Gebirge gangen sampt seinem Küster, in Willens, eine Kind-Tauffe herüberwerts zu verrichten. Indem er aber mit seinem Handlanger wandert, da soll er ungefehr bey der einen Schnee-Küppe eines Italiäners am Bächlein wahrgeworden seyn, der viel kleine Steinlein über einen Hauffen da heraußgelesen und neben sich hingelegt gehabt. Wie er solchem etwas näher gerathen, da war der vermeinte Italiäner eilends darvon gesprungen, und hatte alles im Stiche gelassen, was er gesammelt. Der Pfarrherr aber hatte unterdessen etliche Steinlein zu sich in sein Schnupptuch gesteckt, und war darmit vor die lange Weile weggegangen, hatte sie auch beym Goldschmiede versuchen lassen, und befunden, daß es köstliche Edelgesteine gewesen, derentwegen er bald drauf eben des Weges gegangen, die übrigen Steine zu suchen, aber da war weder Steingen noch Bächlein zu sehen gewesen, ob er gleich die vorige Stelle betreten, wiewohl dem Pfarrherrn auch vorhero soll Wunder genommen haben, daß er allda ein rinnendes Bächlein außm Berge vermercket, als der vor dessen keines alda angetroffen, ungeachtet, ob er schon sehr vielmahls desselben Weges sich gebrauchet gehabt.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 319.
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