1338. Josias Ranzau's gefeites Schwert.

[1081] (S. Müllenhoff S. 330.)


Der aus der Gabe der Unterirdischen gefertigte Hering ward der Sage nach später dem Josias Ranzau zu Theil, der ihn voll Eifer für den Krieg in einen Degengriff umformen ließ. Er ging darauf in französische Dienste, machte unzählige Schlachten mit und ward endlich Generalfeldmarschall. Er war einer der ärgsten Raufbolde, und als er schon in hohem Alter und der höchsten Würde stand, ging er verkleidet unter die Lanzknechte und fing mit ihnen Händel an. Mit einem guten Freunde schlug er sich einmal, weil er seinen Namen verkehrt geschrieben hatte. Aber so lange er das gefeite Schwert trug, ward er in keiner Schlacht von einer Kugel getroffen oder von einem Hiebe verwundet. Man traute ihm schon lange nicht mehr und sah wohl ein, daß es nicht mit rechten Dingen zugehe. Als daher ein holsteinscher Edelmann, Kaspar von Bockwold, die Geschichte von den Unterirdischen einmal zu Straßburg beim Weine ausplauderte, ließen sich gar viele Stimmen vernehmen, welche dem Josias Muth und Tapferkeit absprachen und alle seine Thaten dem Hering beilegten. Josias darüber ergrimmt, warf in Aller Gegenwart den Degen in den Rhein und forderte Kaspar Bockwold zum Zweikampfe. Auch seit der Zeit verließ ihn selten der Sieg, aber er mußte ihn theuer erkaufen, so daß er zuletzt von allen Gliedern, die ein Mensch doppelt hat, eins verloren hatte und überhaupt sechzig schwere Wunden an seinem Körper trug.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1081.
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