517. Der Teufelsbanner Heinrich Knotte zu Thorn.

[535] (S. Hennenberger, Erklärung der preußischen größeren Landtafel oder Wappen. Königsb. 1595 in Fol. S. 453.)


Zur Zeit des Heermeisters Dietrich lebte zu Thorn ein ruheloser versoffener Pfaffe, Namens Heinrich Knotte, der sich rühmte, er könne Teufel austreiben. Nun waren eines Tages viele Pfaffen bei dem Begräbniß eines Bürgers, Namens Niclas Rosse, versammelt. Als sie aber alle bezecht waren, fingen sie an schändliche und lästerliche Worte zu reden, darüber sich sogar die Laien ärgerten. Bei diesen Schandreden kommt plötzlich ein greulicher Hund unter dem Tische hervor, so daß Jedermann erschrak. Der vorgenannte Pfaffe aber sprach: »O Hund, Du böser Geist im Hunde, ich gebiete Dir, hebe Dich hinweg!« Da setzte sich der Hund nieder und sprach: »Wenn Du fromm wärest, sollte es mich nicht gereuen, daß ich Dir gehorsam sein müßte, aber Dein Leben ist nicht geistlich und doch unterstehst Du Dich solcher großen Gewalt. O bedenke, es wird Gott in kurzen Tagen verdrüßen und ich mit den meinen werde gelten.« Der Pfaffe sprach: »Es fahre wie recht ist, Du aber verschwinde!« Der Pfaffe aber schrieb solche Gewalt nicht Gott, sondern seiner Macht und Worten zu, deshalb ward er bald genommen und auf den Tisch, darnach auf die Bank, zuletzt auf die Erde geworfen und blieb todt. Dies hielt Jedermann für eine Strafe Gottes für seine Gotteslästerung. Deshalb wollten Viele ihn nicht auf dem Kirchhofe begraben lassen, doch ein junger Priester, ein guter Collatienbruder begrub ihn, der Teufel aber kam in Gestalt des Todten und erwürgte letztern vor allem Volke.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 535.
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