520. Das Thornsche Fastnachtspiel.

[536] (S. Hennenberger S. 455.)


Wie in vielen andern preußischen Städten, so hat man auch zu Thorn im Jahre 1440 ein Fastnachtsspiel gehalten. Hier hielt man ein Spiel, darin sollten die alten Weiber jung gemacht werden. Dazu gehörten nun aber viele Teufel, deshalb liefen in solche Larven gehüllte Leute auf den Straßen umher und trieben vielen Unfug. Indeß kommt ein Bauer zur Stadt, der hatte seine alte Mutter hinter sich auf einem Wagen sitzen, die Teufel liefen herzu, etliche an die Pferde, etliche an den Bauer heran, etliche zu dem alten Weibe, welches sehr erschrack und greulich schrie. Der Bauer aber ergriff seinen eisernen Dreschflegel, den er im Wagen liegen hatte, und schlug mit dem ersten Schlage einen todt, da ließen die andern ab. Da strömte viel Volk zusammen, sie schalten ihn, warum er den Mann erschlagen? er aber sagte, nein er habe nicht einen Mann, sondern einen Teufel todtgeschlagen,[536] denn er habe seine Tage nicht einen Menschen also angemalt gesehen, wohl aber den Teufel, und es habe ein Jeglicher das Recht, sich seines Feindes zu wehren, dies habe er gethan und seinen Feind den Teufel erschlagen. Es half ihm aber alles nichts, er mußte in den Thurm. Da aber das Gericht kam um den Erschlagenen aufzuheben, fanden sie in der Larve und den Kleidern nur stinkende Asche. Der Bauer ward weiter vorgenommen, blieb aber dabei, er habe einen Teufel erschlagen. Darauf kam er los, es ward aber ein Sprichwort daraus: »Es währet lange, ehe alte Weiber jung werden, ehe dies geschieht, müßten eher alle Teufel erschlagen werden.«

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 536-537.
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