560. Die wandernde Traube zu Königsberg.

[552] (S. Erläut. Preußen Bd. I. S. 638.)


In der Schloßkirche zu Königsberg, nicht weit von dem königlichen Stuhle sieht man oben am Gewölbe eine Weintraube von Kalk geformt. Dieselbe soll der Maurermeister, welcher die Kirche erbaut hat, zum Wahrzeichen, daß ihm von seinem ganzen Verdienst nichts übrig geblieben sei, weil er alles vertrunken habe, dort an der Wand angebracht haben. Das Volk glaubt nun aber, derselbe könne nicht eher selig werden, als bis die Traube ganz herabgefallen sei. Im Jahre 1647 am 16. Februar sah man während der Predigt, wie sie sich selbst von freien Stücken herunterließ und ohngefähr eine Handbreit von der Mauer in der freien Luft herumbaumelte. Schon glaubte das versammelte Volk, sie werde herabfallen, allein es geschah nicht und als man am andern Morgen wieder in die Kirche kam, hing sie ohne eines Menschen Zuthun wieder an ihrer alten Stelle in der Mauer.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 552.
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