Auf Gottes Herrliche Wunder Regirung

[15] Der du mit Weißheits Safft die Sternen kanst befeuchten /

daraus das Schicksel wird; zu zeiten ohn ihr Werk

ein Kunst begebnuß spielst / zu zeigen deine Stärk /

die aller Himmel Kräfft in höchster Demut scheuchten!

Es pflegt dein herrschungs-Stab von Recht und güt zuleuchten.

Mit wunder einvermängt die vorsicht ich vermerck /

vom höchsten Welt-geschöpf biß auf die ringe spörk.

der Engel feur-verständ die lieb-sorg nicht erreichten.

Du spinnst ein Glükks-Geweb mit tausend Fäden an:

durch alle Sternen Kreiß / durch alle Ort der Erden

muß Werkzeug zu dem thun / daß du beginnst / bracht werden.

Dein' Allverschaffungs Krafft macht überall die Bahn.

ziehst du nur diese Schnur / dran alle Herzen hangen /

so ist der Sinn-Entwurf schon in das That-seyn gangen.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 15-16.
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