Auf die erniedrigende Erhebung und erhebte Nidrigkeit

[14] Es führt ein Wunder thun der Herrscher aller Welt:

wen Er erheben will / der muß die Knie vor biegen.

der muß onmächtig seyn / der neue Krafft soll kriegen.

wer ganz nichts von sich selbst / von dem er etwas / hält.

Die Glut / würkt nach dem Ding / das ihr ist vorgestellt /

nach deßen Art sich pflegt der Brunst gestalt zufügen.

Gott stutzt die Flügel erst / eh Er uns läst auffliegen.

Leib-eigen muß man seyn / so herrscht man wie gemeldt.

O unersinnter Sinn! wer kan dich doch begreiffen?

du bist ja der Vernunfft ein unerzieltes Ziel /

die man in diesem Meer der Weißheit muß ersäuffen.

Die Vrsach-ursach ist / dein hoher Lebens Will /

daß süß-und schöne Frücht' im Allmachts Herbste reiffen.

wer Gott gelaßen ist / mit dem hat Er sein Spiel.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 14-15.
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