Glaubens Unabläßlichkeit

[72] Solt sichs noch tausendmal unmöglicher anlassen /

ja ich und alls vergehn: noch gleichwol glaub' ich fort.

Ich bind den Hoffnungs Stamm' ans unvergänglich Wort /

daß wird mein Glaub' im Tod / ja gar im Grab umfassen.

Es hat die güte sich verstricket solcher massen /

daß auch die Allmacht selbst findt kein entrinnungs Ort.

Ja / sie ist selbst viel mehr / der Gnad'-und Warheit Port /

und ihrer Hoffnung frucht / die wir im Geist offt aßen.

Sie ist vollzieherin des Gnäden-Wunder Schluß:

und wie die Güt der Grund / so wenig dieser / weichet /

so nöthig sie dem Pfad der Warheit folgen muß.

Ob die Regirung schon ob allen urtheiln streichet /

dermassen wundert / daß sie alle Ziel zerreist;

so siegt aufs herrlichst doch die Warheit / in den Geist.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 72-73.
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