Gottes Wunder Würkung in der Schwach- und Nichtigkeit

[10] Gott / der die ganze Welt aus nichts zu nutz erbauet /

erwehlt zum Wunder-Zweck ein selbst bekenntes Nichts.

in Dunckelheit erscheint die Klarheit eines Liechts /

nachdem die Allmacht hier ihr was zu würken trauet.

Ihr eigen / dieses Werk / man geist-entzuckt anschauet /

die sich in Schwachheit übt / macht in der Ohnmacht Ichts /

springt ihr auf Heldisch bey mit Hülf des Angesichts /

und allvermögens Safft auf ihre Dürre thauet.

Mein Gott / wer sich dir lässt / dem lässt du deine Krafft.

Der Erde Feuchtigkeit / wenn sie die Stern' auftrinken /

wurd' hier auf ihr ein Koht / dort Glükk und Lebens-Safft /

pflegt in die Edlen theil der Edlesten zu sinken.

Gar gern will ich gestehn / daß ich nur Staub und Erd:

auf daß dein' Herrlichkeit in mir erfunden werd.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 10-11.
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