Von Gottes gnädiger Regirung im Creutz

[41] Dem höchsten Gott beliebt / die Seinen zu probiren

mit schweigen und Verzug / ja auch mit Zornes Blick /

mit vieler Angst und Plag / mit schwerem Vngelück;

viel tausend Bitterkeit auf Erden sie offt spüren.

Doch pflegt der weise Herr / so wunderlich zu führen

der Seinen Lebens-Lauf / durch seiner Gnad geschick /

daß ihnen aller Welt Verfolgung / List und Tück /

zur höchsten Ehr' und Heil / muß unverhofft offt rühren.

Gott probt des Glaubens Gold / im Tiegel unsrem Leib:

und weiß des Creutzes Feur doch also zu regiren /

daß beedes unverseert / das Gold und Tiegel / bleib.

wann auf das äusserst auch die Sachen sich verlieren:

kan Glaub und Demut doch / wie jenes arme Weib /

uns über Gottes Herz selbst machen triumfiren.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 41-42.
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