Auf das neue widerwärtige Glück

[210] Wilstu mir / O Glück / aufs neue widersetzen?

der Anfang ist schon recht / auf alte Feindsal-Weiß.

denkst zu besiegen mich? es ist umsonst dein Fleiß.

die Tugend läst sich / auch gedrucket / nicht verletzen!

Wann deiner qualen Heer die Degen auf sie wetzen /

wann du mich schon umgiebst mit engem Aengsten-Kreiß:

will Tugend-tapffer ich erhalten doch den Preiß.

Ein schwer-erlangter Sieg kan doppelt-hoch ergetzen.

Vergieß' ich weises Blut; die Thränen trennen nicht

vom Tugend-Rennen ab / sie seynd vielmehr die Sporen /

dadurch ein traurigs Aug das Helden-Herz ansticht.

Sie werden zu Entsatz der Herzen-Bürd / gebohren /

das so entlastet dann viel mehr mit Ehr verricht.

Bekriegst mich auf das neu / so hast aufs neu verlohren.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 210-211.
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