Verwerffung der schnöd-und öden Geld-Lieb

[205] Wie weit ist deine Lieb / mein lieber Sinn entfernet

von diesem güldnen Nichts / das als in allem gilt /

das alles Geld entgeldt / der Erden Herrscher-Bild /

das seiner Lieber Herz verstählet und verährnet.

Zum Bild der Göttlichkeit mein Herze nur hinsternet /

schätzt sich vor eitelm Tand / mit dem Verachtungs-Schild.

sey nicht mit roten Koht / mit Geist und Krafft mir mild.

mein unerschätzter Schatz / daß ich dich kennen lernet!

Erd' hab dir deinen Staub / das gleiche gleiches liebt:

Ein Erden-Herz / sich voll mit Sand und Läim anschiebt:

mein Seel will nur in GOTT / der sie ausbliese / rasten.

Wird mir von Ihm erfüllt mein Leib der Seelen Kasten:

So habt euch Crösus Gut / und Amaltheen Horn.

Ich hab / dieweil ich GOTT / das best ja alls erkohrn.
[206]

Uber den Spruch / Psal. 119. v. 46


Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 205-207.
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