In das Stammbuch der Tochter eines Schulfreundes

[444] Einst auf denselben Bänken

Saßen dein Vater und ich,

Des Guten und Schönen zu denken,

Der Vorsatz uns nimmer entwich.

Und daß wirs nicht gänzlich verfehlten,

Zeigte die Zeit, die verstrich,

All, was wir schufen und wählten,

Und jeder läßt sterbend nach sich:

Die Kinder voll Anmut und Sitten –

Neid, weißt du es anders, so sprich! –

Ich Sapphon und Melitten,

Dein Vater, o Liebliche, dich.


F. Grillparzer.


(am 7. Februar 1841)


Quelle:
Franz Grillparzer: Sämtliche Werke. Band 1, München [1960–1965], S. 444.
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