4. De Welt

[243] Weest du, wat Krieg heet?

Lat di dat vertelln!

Du hest wul hört von Spanjers un ęr Möern,

Wa de sik umbringt mit en Putt vull Bri

Un sülsten mit ęt, un tosam crepeert

Vœr Wuth un Gif, mit Flöken un mit Będen?

Dats Snack vœr Tidverdriv, dat is keen Krieg,

Wi hebbt je sehn; dats wat vœr Peter Lügg:

So klœnt uns doch keen Löcker innen Kopp!

Jüm schulln noch seggn, de fręt sik as de Löwen,[244]

De Een de Anner, op bet an de Swänz!

Wi Minschen sünd keen Isbarn un keen Slangn,

Dat Blot dat kruppt, un Alle hebbt en Hart:

En Drüppen Gall, un leep se redi œwer,

Verklört dat nich to Black un Kunkelmei;

Un ok de Russen mœt ęr Pelz eerst kopen,

Un kamt ni as de Seehunn' op de Welt.

Jüm meent, dat geit mitünner as de Feldmüs:

Denn kriggt dat Volk en Schur un mutt sik umbringn,

Un störtt int Water, wenn't keen Katten gift.

Nę! nę! dats nich so lich! Dat Lębn is söt,

De Dod is bitter, steit al inne Bibel,

Un Minschenslachten ward min Dag' keen Handwark.

Wo liggt dat Land mit luter Schinnerhannes?

Nę! nę! wi hebbt uns trocken, as de Schap

Vœrt Slachtermess. – – Wat Recht is mutt hendœr.

Na, denn man los! – – En Ęsel bliv to Hus!


Doch as de eerste Boßel op uns tokeem

Langs de Chaussee as op en Kegelbahn:

Toeerst en Blitz – he kumt! he kumt! dar wippt he!

Twee – dreemal – as en Hadbar, de der opflüggt –

Do sprungn wi all koppheister inne Gröv.

Dennößen ward man't wennt, as hör't derto:

Man süht em kamn, un wahrt de Kopp to Sit

Un kikt em ruhi na, vœr wen he makt weer:

Wer störtt, de liggt; wie Annern blivt der na.

Am slimmsten is dat Jammern un Geschrigg[245]

Vun Minsch un Veh, un denn dat Wort dertwischen,

Als drev man'n Koppel Ossen rop na Hamborg. –


Wi harrn so Een, – en lütten grisen Kęrl,

Verdrögt un mit son fludderigen Bart,

Un krœkli int Gesich as engelsch Ledder,

Alln olen Hund mit luter lose Tähn:

Doch harr de Kęrl en Stimm, dat weer wat gręsigs!

Dat keem der rut, as keem dat ut en Tünn,

Glikgülti, as de Kęrl de Bückeln utröppt:

»Karree!« Wi drängn tohopen in den Weg

Vun Wall to Wall, de Schullern anenanner,

De Banjonetten vörwarts as en Hękel:

»Nu stat un lat se kam!« – Du lewe Gott!

Dar keemn se an – ik warr dat nie vergęten!

Dit fürchterliche Rummeln vun de Pęr!

Dargegen weer dat Scheten nix as Knappern;

Un œwer allens rut de ole Grise,

As weert de Stormklock: Jungens! fast! stat fast!

En Larm, as full de ganze Welt tohop –

Un dochen leep dat lisen langs de Reeg:

»Man still, man still!« as weer dat inne Kark.


Do keemn se langs den Weg as keem de Floth,

Un Pęr un Minsch un Köpp un Arms un Säwels,

As wülter sik en Wagg den Strand herop:

Dat mutt noch mit, dar kann keen Drippen wiken –

Dats all een Klumpen vuller Schum un Wuth,

De Pęr as rasend, un de Minschen baben

As flüggt en Koppel Kreiden vœr en Storm.[246]

De armen Lüd! – wat hölpt? – se mussen raf.

Wi stunn' as Pahlen – »Für!« dar fulln se hin,

As puß en Wind dat Hackelsch vun en Dęl.


Wer störtt, de liggt; wi Annern blivt der na

Un gat der stramm hendœr, dœr Dick un Dünn

Un Küll un Hitt – de Hitten is dat Slimmste,

Wenn man vœr Dörst nix Anners denken kann.

Denn geit man redi drömn mit waken Ogen

Un süht un hört un denkt man jümmer: Water!

As leep dern Bęk, as hör man'n Watermœl,

As heel en Kind en Schal hin – rein so kold!

Du langst mit beide Arms – un weest, du drömst –

Un snübbelst dümmli op din egen Föt,

Un denkst, dat gei ni an, dat föhrt na't Dullhus,

Du must der gegen an, du must di węhrn,

Du must wat snacken mit din Kamerad: –

Wa wunnerli! Dar will keen Stimm herut!

Du seggst: Dats banni hitt, un wat du seggst –

Doch hörst du't sülm ni – rein as inne Dœs –

Dat sitt di fast inn Hals, dat is as Ledder

So stif un drög: dat rummelt as en Stęwel.

Un rein in Angsten fahrst du ut den Drom –

»Wat feilt di! Jung! segg an! wa sühst du ut!«

»Nix! nix!« ... em lopt de Ogen innen Kopp,

He süht sik hasti um un grippt de Luch,

Un springt, as weer he rasend, gegen Wall,

Un störtt torügg ...

De liggt – un wi mœt wider.[247]


Doch keem dern Sot, so sprungn wie schier herin;

Versupen oder drinken – dat is Eens –

Dat Water inne Trœg, de Köpp int Water,

As sugt de Mireems an en Syropsdrapen,

So vęl der Platz hebbt, stękt de Steert to höch;

Un rippt un röhrt sik ni, as weern se anpękt,

Un güttst du ok en Ammer babn derop.


Dats eenerlei – wat Rech is mutt hendœr!

Man los! man los! – En Ęsel blift to Hus!

Quelle:
Klaus Groth: Quickborn. Volksleben in plattdeutschen Gedichten, Berlin 1968, S. 243-248.
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