Die Fünffte Abhandelung


[95] Hoffemeister des Churfürsten. Der Erste Graffe.


HOFFE-MEISTER.

So läst der rauhe Grimm der Hunde sich nicht hämmen.

GRAFF.

Die Sturmwell ist numehr durch Mittel nicht zu tämmen.

Die Flut reist überhin / wie wenn das Land versenckt.

Vnd Wisen / Vih' und Hirt in einem Nun ertränckt.

HOFFE-MEISTER.

Ist denn nur Stuards Hauß zu disem Fall erkoren?[95]

Hat auff den Stamm allein sich alle Noth verschworen.

Vnd geht was auff dem Thron nicht kan beständig seyn:

Nur durch Verrähter / Gifft und scharffe Mord-Beil ein?

GRAFF.

Der unverhoffte Fall der ungewissen Sachen

Kan offt aus Printzen Knecht / aus Knechten Fürsten machen:

Die Eos früh in Gold auff ihrem Stul anlacht:

Sind eh der Abend dar in frembde Kercker bracht.

Doch niemals hat die Zeit so rauhes Stück gezeiget:

Kein König hat so tiff sich öffentlich geneiget:

Ach Himmel! greifft ihr selbst dem tollen Wütten ein!

Laß diß den Fürsten nur ein Schau- nicht Vor-Spil seyn!

HOFFE-MEISTER.

Wie haben Catt und Schott den rauhen Schlag empfunden?

GRAFF.

Ich habe den bethränt und hochbestürtzt gefunden!

Er hat mit wahrer Treu den höchsten Fleiß gewagt

Vnd es den Mördern dürr ins Antlitz ausgesagt /

Wie schwer der Frevel sey. Er hat durch ernste Schreiben

Sich euserstes bemüht den Streich zu hintertreiben;

Doch hat man weder Ihn noch Catten groß geacht;

Die wie es schin / zum Schein nur / zur Verhöre bracht.

Eh' als das Parlament die Catten hat erlassen;

Liff schon das Vnterhauß durch die zertheilten Gassen.

Vnd that durch dises Stück ihn augenscheinlich dar /

Wie angenehm die Bitt und die Gesandschafft war.

Doch sind sie noch bemüht die Mörder zu erweichen.

HOFFE-MEISTER.

Man wird den Himmel eh mit einer Faust erreichen.

Der ist umbsonst bemüht und bittet sonder Frucht:

Der in dem höchsten Durst bey Flammen Wasser sucht.

GRAFF.

Es blickt nur mehr denn vil! man eilt das Spill zu schlissen /[96]

Vnd das gerechte Blut des Königs zu vergissen /

Vnd theilt durch Gaß und Gaß das angefrischte Heer.

Die Plätze sind besetzt mit schütterndem Gewehr

Die Stadt wird umb und umb mit blossem Staahl umbgeben /

Man siht auff weitem Feld als schwartze Wolcken schweben /

Der Reuter leichte Schar. So hitzt das Land sich an;

Wenn ein getrotzter Feind / dem nichts entkommen kan /

Mit Schwerdt und Flamme pocht.

HOFFE-MEISTER.

Das zitternde Gewissen;

Schreckt die sich vor sich selbst bestürtzt entsetzen müssen.

Wie geht der grosse Fürst entgegen seiner Noth?

GRAFF.

Mit unerschrecktem Mutt. Er höhnt den blassen Tod /

Verlacht den Vbermutt72 der rasenden Soldaten /

Die mit gehäuffter Schmach / o grause Missethaten!

Bestürmen sein Gemütt / daß als ein Pfeiler steht

Wenn schon ein leichtes Dach durch lichten Brand eingeht.

Man quält sein Einsamkeit mit ungeschickten Fragen.

Schmaucht mit dem Rauch / den er von Art nicht kan vertragen /

Wirfft Dampffröhr' auff den Gang durch den er wandeln muß /

Man sucht Ihn / wie man kan / zu reitzen zu Verdruß.

Vmbsonst! der grosse Geist läst durch so schnöde Sachen

Von der gefasten Ruh sich nicht abwendig machen.

Ich schreck' / ein toller Bub73 spie in sein Angesicht.

Vnd blärrt ihn grimmig an. Er schweigt und acht es nicht.

Ja schätzt es ihm vor Ruhm dem Fürsten gleich zu werden;

Der nichts denn Spott und Creutz und Speichel fand auf Erden

Er bringt die enge Frist in heisser Andacht zu /

Er preist was auch die Hand des Höchsten mit Ihm thu /

Vnd freut mit Juxton sich daß sein Erretter lebe /74

Der auch was unterdruckt aus Asch und Staub erhebe.

Der Bischoff stellt ihm vor75 den übergrossen Tag[97]

An welchem Gott was hir so tiff verborgen lag /

Durch Jesum richten wird. Er brandt in heilgem Sehnen;

In dem / wer umb Ihn stund / benetzt mit bittern Thränen

Ob seiner Andacht starrt. Biß man bey naher Nacht

Ihm Vorschläg'76 / artig / durch der Haubtleut' Ausschuß bracht.

Auff welchen / da Er sie durchaus beliben wolte;

Ob wol durch Noth gepreßt / sein Heil bestehen solte.

Kaum hat er diß Papir mit Vnlust übersehn

Als er es von sich gab. Diß müsse nicht geschehn /

Was (sprach Er) wider Statt / und Gottsdinst und Gesetze /

Vnd Freyheit meines Volcks; wie vil man Beil auch wetze!

Ihr / warumb kränckt ihr doch mein abgeplagte Seel?

Vnd quält mit Worten mich fast bey des Grabes Höll?

Warumb bemüht ihr euch zu zwingen mein Gewissen?

Ists nicht genung daß ich Fleisch Blut und Hals sol missen?

Glaubts: eh ich Christus Kirch und das gemeine best /

Vor die der Höchste mich so würdig binden läst /

So fern betrüben wil; Eh meinen Vnterthanen

Ich durch mein Vorspill wil den Weg zu Jammer bahnen

Vnd ihre Freyheit / Statt / Gewissen / Gutt und Geist

Bewehrter Auffruhr (ob sie schon itzt herrlich gleist)

Gantz unter frechen Zwang und tolle Macht hingeben:

So wil ich liber selbst (und hätt ich tausend Leben)

Vor ihre Sicherheit und Freyheit Schlüß und Recht

Hinfahren / ja ich wil auffrichtig rein und schlecht /

Vor dises niderknyen. Ihr / (könt ihr noch was hören)

Entsetzt euch vor dem Schwerdt / es sind des Herren Lehren:

Zorn bringt des Schwerdtes Straff'. Vnd wißt; daß / ob ihr frey /

Dennoch ein Vrtheil noch vor euch verhanden sey.

Diß sprach Er / und entschlug sich ferner aller Sachen

Der schnöden Sterblikeit. Die muntern Sinnen wachen /[98]

Ob schon sein müdes Haubt in kurtzes Schlummern fält.

Die Seel ist schon bey Gott: Der Leib nur in der Welt.

Er tritt was eitel ist mit unverwandten Füssen.

Als dises Licht sich fand die trübe Welt zu grüssen

Fand sich ein neues Licht in den durchläuchten Mutt.

Er forderte das Pfand / das der / der durch sein Blutt

Der Menschen Schuld abwusch zum Denckmal seiner Schmertzen

Vnd Zeichen theurer Huld liß den gekränckten Hertzen.

Man höre was sich hir / Verwundrungs wehrt / zutrug;

Als Juxton zu dem Werck das Kirchenbuch77 auffschlug /

Das Kirchenbuch / umb daß der Fürst so vil gelitten /

Vmb das ihn Engelland und Calidon bestritten

Fand sich daß gleich auff heut die Haubt-Geschicht gesetzt /

Die / wie der Fürsten Fürst durch eigen Volck verletzt

Vor seinem Richter stund / wie er von Geissel Streichen /

Vnd scharffen Dornen wund must an dem Creutz erbleichen

Der Christen Volck erzehlt / die uns Matthaeus schrib.

Der König der hirauff fast in Gedancken blib

Als ob zu seinem Trost der Bischoff sie erkohren /

Erfreute sich im Geist und schin recht neu gebohren;

Als Juxton ihm das Blatt vor sein Gesichte legt /

Vnd zeigte daß man diß heut abzulesen pflegt.

Er schöpffte wahre Lust / daß Jesus durch sein Leiden

Sich fast den Tag mit ihm gewürdigt abzuscheiden.

Sein Geist / in dem er sich auffs neu mit Gott verband /

Schin mehr erquickt zu seyn. Doch diß beschwerte Land

Lag Ihm noch auff der Brust. Er bat für diser Leben /

Die seinen Tod begehrt / und die das Beil auffheben

Auff sein nicht schuldig Haubt. Biß daß die Mord-Schar kam

Vnd ihn von Jacobs Hoff weg / in ihr Mittel nam.[99]

HOFFE-MEISTER.

Wenn ist ihr Grimm bedacht den Frevel auszuführen?

GRAFF.

Ihr Wütten lässet sie nicht lange Zeit verliren.

Man eilt nach Withall zu / da die bestürtzte Welt /

Ob disem Vntergang sich umb den Schauplatz stelt.

Da steht das Blutgerüst. Das ob es schwartz bezogen /

Noch nicht so schwartz als die / die Printz und Gott gelogen.

Auff diser Bün' erscheint das grause Schlacht-Altar

Mit dem verfluchten Beil.

HOFFE-MEISTER.

Was spricht die grosse Schar /

Die umb den Hoff sich dringt?

GRAFF.

Ein Theil steht gantz verzaget

Bestürtzt / und als erstarrt. Vnd weiß nicht was es fraget

Vnd wehn es fragen soll. Ein Theil siht in die Höh

Vnd wündscht daß Hoff und Stadt und Hencker untergeh.

Noch sind / hilff grosser Gott / bey so betrübten Sachen;

Die ob dem Greuel-Werck / die Seele lustig machen /

Die den verstockten Geist beschmitzen mit dem Blutt /

Vnd binden über sich ein ungeheurer Rutt.

Das zartere Geschlecht das häuffig wil erscheinen /

Vnd durch die Fenster dringt: Ist mehr behertzt zu weinen /

Vnd winselt überlaut. Die drückt ihr thränend Kind

An die entblöste Brust / die wirfft die Haar in Wind /

Die klagt den Himmel an / die fürcht sich diß zu schauen

Daß sie doch schauen wil / die heist auff Gott vertrauen

Vnd glaubt / daß (ob sie Beil und Richtklotz gleich erkänt:)

Doch zwischen Beil und Klotz sich offt das Spil verwändt:

HOFFE-MEISTER.

Wer wil nun rechte Treu in wilden Inseln78 suchen?

Wer wird besteintes Land nicht deinen Strand verfluchen?

Was hält uns in dem Nest der tollen Mord-Schar auff!

Eilt Deutschen auff die Reiß! alsbald den ersten Lauff

Der strenge Nordwind wil dem starcken Ruder gönnen

Vnd man am Deutschen Port wird Segel streichen können:[100]

Ist unser Wundsch: von hir. Wer / wo der Fluch einbricht /

Noch lange Zelt' auffschlegt; entweicht der Straffe nicht.


Poleh.

Komt rasend mit halb zurissenen Kleidern und einem Stock in der Hand auff den Schau-platz gelauffen.


Vmbsonst! weicht! es ist aus! rennt hir ist nichts zu hoffen!79

Was sucht man? Last mich loß! der Grund reist! Styx ist offen!

Geschehn! es ist geschehn! mein König! nicht umb dich:

Nein! nein! ach leider nein! es ist geschehn umb mich!

Du stirbst ohn Schuld; und ich leb' allem Recht zu wider!

Brecht Felsen! Himmel blitz' auff die verfluchten Glider!

Wie druckt mich Carols Blutt / das noch vertriffen soll!

Wie pocht mein brennend Hertz! und Stuard dir ist woll!

O was! warumb hab ich! wie hab ich mich erkühnet'

Was hab ich nicht vor Straff / und Strang / und Glutt verdinet?

Ach leider! fil ich bey dem tollen Hals-gericht!

Ach weh! wer komt mir dort so bluttig vor Gesicht?

Was Feure rauchen hir? was schwirren dort vor Ketten?

Wer wil mich gegen mir in solcher Angst vertretten?

Halt auff! halt! halt! ein Heer daß man die Drommel rühr!

Der König kommt gerüst! daß man die Stück auffführ!

Trompet und Picquen fort! gebt Losung! last uns stehen!

Dringt an! last uns dem Feind hir unter Augen gehen!

Trarara! Trarara / Tra / tra / tra / ra / ra / ra!

Tra trara paff / paff / puff! paff! Ist der Feldherr nah?[101]

Paff / paff! der Hauffe fleucht! der König wird geschlagen!

Last / last uns (stehn wir noch?) erhitzten Mutts nachjagen!

Wo steckt / wo kommt er hin? was schau ich? er verschwind

Wie wird mir? ists ein Traum? Ja Träume / Dunst und Wind

Bestreiten leider mich / und mein verletzt Gewissen.

Mein Hertz wird lebend noch in diser Brust zurissen.

Verflucht sey dise Stund' in der ich mich erklehrt

Vor dich / du Mord-schar! ach! ach das ein rasend Schwerdt

Die Lufft-Röhr mir zu schlitzt / eh ihr mich angehöret!

Ach daß der schnelle Blitz mich Himmel ab versehret;

Eh ich / Verräther / mich zu euren Rotten gab!

Ach daß die lichte Glutt! ach daß ein scheußlich Grab

Mich lebend eingeschluckt / eh ich mich liß verführen!

Kom Angst / so groß du bist! laß / weil ich hir / mich spüren

Was unter irrdsche Qual / die dort die Geister nagt /

Die in dem Schwefel-Pful verzweifelnd Rasen plagt.

Weh mir! was schau ich dort? weh mir! die Rach erscheinet!

Der Straffen Wetter blitzt! heult Richter! Mörder weinet!

Wehn schleifft man? Carew dich? Wer hengt hir? Horrison?

Wie Hugo? fällst du auch in den verdinten Hohn?

Wie zittert noch dein Hertz in grauser Hencker Händen?

Wo wird man deinen Kopff / wo die vir Stück hinsenden?

In die man dich vertheilt. Hir brennt dein Eingeweid.

Leid' Hewlet / dessen Faust den Blutt-Kelch voll von Neid /

Dem König hat gewehrt! die müden Augen starren!

Last uns / ihr Richter / nicht die grausen Tag' erharren!

Eilt mit mir in die Grufft / wofern des Lebens Zil[102]

Sich biß dorthin erstreckt / wofern dem Jammer-spil

Der Tod euch nicht entzeucht; so sucht auff fernem Sande

Ein sicher Wohnhauß! Ach! sagt an / in welchem Lande

Man nicht die grause Thurst einstimmig schon verfluch?

Da euch die Rache nicht mit Band und Dolchen such?

Steig Dorislaer vermumt80 mit auff das Traur-Gerüste!

Vermumte stossen dir die Klingen durch die Brüste.

Rent in neu Albion; der Seuchen grimme Schar /

Verfolgt euch Abgekränckt' auff eure Todten Bar!

Welch scheußlich Anblick! hir prangt Cromwels blasse Leiche

Nechst Irretons Geripp' an einer Galgen Eiche.

Fort! gönnt dem Bradshaw nicht die sichre Nacht der Grufft!

Henckt ihn zu einem Schand- und Schau-Spil in die Lufft!

So must ihr in dem Port den Port der Ruhe missen!

So heist das strenge Recht die festen Särg entschlissen!

Worzu mit Specerey die Glider eingehült?

Würd' anders nicht an euch der Schluß der Rach' erfüllt?

Nein! nein! last weils noch Zeit uns disem Sturm entweichen!

Mich sol der ferne Schlag der Donner nicht erreichen.

Du / der du über uns mit hellen Augen wachst;

Vnd durch die schwartze Lufft mit glantzen Schlägen krachst;

Du / der du unter uns die grimsten Vrtheil hegest;

Vnd die Verächter stets mit schärffster Qual belegest:[103]

Seidt Zeugen / daß ich nicht der rauen Straffen acht.

Der Welt nur bin ich gram; die Erd ist mir verdacht.

Diß Leben schmertzt mich mehr denn ein unendlich Sterben.

Glaubt imand was es sey in solcher Angst verderben?

Vnd such ich dennoch nicht ein Ende diser Noth?

Wo? wie? was schau ich dort? setzt der gerechte Gott /

Den Fürsten wider ein / nach so vil herben Stürmen?

Ach freylich! Gottes Hand pflegt Götter zu beschirmen!

Wehn crönt der Bischoff? Wie? Wehm schwert man? seh ich recht?

Erwürgter frommer Fürst! dich oder dein Geschlecht?

Worzu nunmehr bißher mit Mord und Schwerdt getobet.

Vnd Freyheit unverschämt in strengem Dinst gelobet?

Wer folgt? Wer sprützet mir Bluts-tropfen ins Gesicht?

Weh mir! wo rett ich mich? der unt're Kercker bricht!

Die Tems brennt Schwefel-blau! ich schau die Sonne zittert!

Der Tag verschwartzt! die Burg / ja Londen wird erschüttert!

Von hir! was hab ich / Ach was Laud mit dir zu thun?

Kanst du / zu meiner Straff in deiner Grufft nicht ruhn?

Armselger Wentwort! Ach! du hast durch unser wütten /

Ein unverdinte Straff' (ich steh es zu) erlitten!

Was suchst du ferner? Ach! Ach Geister tragt Geduld!

Hab ich an eurem Tod denn nur alleine Schuld?

Vnd fordert ihr allein eur Blutt von meinen Händen?

Ertzbischoff / seufftze nicht! ich wil das Traur-spil enden

Laß Wentwort / laß mich gehn! warumb vertrit man mir /[104]

(Erzürnte Geister!) dort und dar die freye Thür?

Last! last mich offnen Weg zu eurer Rache finden;

Last / Wentwort / Mittel mich zu meiner Straff ergründen.

Ists müglich daß ihr noch umb mich Verfluchten schwebt?

Vnd euch aus eurer Lust / nur mir zur Angst begebt?

Nein Bischoff! Nein! du bist zu selig nur verschiden.

Nein Wentwort! Nein! du ruhst in unbewegten Friden!

Mein' Hertzens Angst vermumt sich nur zu meiner Pein;

Erfreute Geister / ach! in euren Todtenschein.


Der König. Juxton. Thomlisson. Hacker. Die Hencker. Die Jungfrauen an den Fenstern.


I. JUNGFRAU.

O schrecklich Schau-Gerüst!

II. JUNGFRAU.

Soll Carl den Platz betreten?

III. JUNGFRAU.

Sol er / wo vor sein Volck ihn schir pflag anzubeten

In höchster Schmach vergehn!

IV. JUNGFRAU.

Fällt er in seinem Land?

Für seiner eignen Burg? durch eines Henckers Hand?

I. JUNGFRAU.

Ach hätte wehrter Printz das Schwerdt dich hingenommen /

Da wo auff blancken Feld / Heer gegen Heer ankommen!

Ach! hätte dich bey Wicht die tolle See bedeckt;

So würde nicht dein Tod mit so vil Schmach befleckt.

VII. JUNGFRAU.

Der Tod hat keine Schmach! die Schmach ligt auff den Richtern /

Sein Vnschuld läst sich schaun vor tausend Angesichtern.

Man wird an seiner Stirn / an den Geberden sehn /

Den unbefleckten Geist / die Tugend die wir schmehn /

Die wir / wenn Gottes Rach wird Himmel ab erscheinen

Noch werden mit vil Reu' in heisser Angst beweinen.

I. JUNGFRAU.

Herr scheub diß Vrtheil auf / biß mein Gesicht erblast!

Wo nicht / so nimm nur bald der Glider schwere Last

Von dem gepresten Geist.

V. JUNGFRAU.

O Schwestern! O! sie kommen![105]

II. JUNGFRAU.

Die Majestät hat gantz sein Antlitz eingenommen.

Vnd streicht / in dem sie nicht in Purpur fünckeln kan /

Mit unerschöpfftem Glantz die schönen Glider an.

IV. JUNGFRAU.

Itzt siht er nach dem Klotz auff dem er sol verschwinden!

CAROL.

Ob denn kein höher Block in Britten mehr zu finden!

I. JUNGFRAU.

Der vor drey Königreich mit höchster Macht besaß;

Hat kein bequemer Holtz zu seinem Tod / als das.

CAROL.

Man wird uns81 leider! hir nicht vil Verhöre gönnen;

Drumb zeugt uns Thomlisson. Wir hätten schweigen können:

Idennoch zu entgehn dem rasenden Verdacht /

Als wenn durch eigne Schuld wir in die Noth gebracht:

Erfordert uns're Pflicht / durch die wir Gott verbunden /

Vnd Reich und Vaterland / daß in der letzten Stunden

Ich darthu; daß ich sey ein Mann ohn arge List /

Daß ich ein gutter Printz / und unverfälschter Christ.

Was nötig aber hir von Vnschuld vil zu handeln?

Es weiß wer Athem zeucht / und was nach uns wird wandeln /

Er weiß der alles weiß / der Well und Welt bewegt

Vnd der schon über mich ein grösser Vrtheil hegt;

Daß wir zum ersten nicht das grimme Schwerdt erwischet /

Daß auff die Freyheit uns kein Eyver angefrischet /

Der Parlamente Macht ist nie durch uns verletzt /

Sie haben sich vorher uns grimmig widersetzt.

Sie suchten aus der Faust das Krigsrecht uns zu winden:

Die sich doch überzeugt durch ihr Gewissen finden

Daß es das meine war. Gilt unser Wort nicht hir:

So red an Carlen stat so mein / als ihr Papir.

Wer beyder Vnterschrifft wil redlich überlegen /

Wird sonder Brille sehn / wer nach dem ersten Degen

In heissem Vorsatz griff. Entdeck es grosser Gott!

Ich aber: ich verzeih' und wil den hohen Spott[106]

Der Blutschuld nicht auff sie und ihre Köpffe schiben.

(Die sauber mögen seyn!) villeicht fleust diß Betrüben /

Die Mordquell / beyderseits aus nicht-getreuem Rath!

Vns überzeugt der Geist: daß wir durch dise That

Auffs minste nicht beschwer't und möchten wol vernehmen:

Daß sie sich vor sich selbst nicht etwa dörfften schämen.

Diß aber / diß sey fern: das Carl sich so verführ /

Vnd nicht in seiner Noth des Höchsten Vrtheil spür.

Der Höchst' ist ja gerecht! und pflegt gerecht zu richten /

Auch durch nicht rechten Schluß / den Vngerecht' erdichten.

Wie Wentwort durch uns fil in nicht verdinte Pein:

So muß sein herber Tod itzt unser Straffe seyn.

Wir müssen durch den Spruch / durch den er hingerissen:

Vnschuldig / wider Recht / auch Blut / für Blut vergissen.

Vnd geben Hals für Hals. Doch klag ich nimand an

Weil ich ein rechter Christ / von Christo lernen kan

Wie man verzeihen soll. Sagt wenn ich nun erblichen:

Sagt Juxton / wenn die Seel' aus diser Angst gewichen /

Wie willig ich vergab dem welcher mich verletzt /

Dem der mich unterdrückt / dem der das Richt-Beil wetzt /

Dem / der nach meinem Tod sich Tag und Nacht bemühet

Villeicht mir unentdeckt. Doch sihts / der alles sihet.

Ich forsche nicht mehr nach. Schreib ihnen diß nicht an.

Gott! ewig gutter Gott. Wer nur verzeihen kan

Erfüllt nicht alle Pflicht. Mein Liben dringt noch weiter!

Ich wündsche daß die Nacht zertreib' ein helles Heiter.

Daß ihr verfinstert Hertz den schwartzen greuel Fleck' /

Vnd wie es sich verstürtzt bey klarem Licht entdeck.

In Warheit Eigen-nutz hat schrecklich hir gefrevelt /

Vnd Gottes Donner-keil auff seinen Kopff geschwefelt!

Ich aber steh für euch! und bitt' / als jener riff /[107]

Der unter rauhen Sturm der harten Stein' entschliff:

Vergib erhitzter Gott! hilff ihre Sinnen lencken!

Laß sie nach rechtem Weg' und wahrem Fride dencken.

Das sich mein Vnterthan in höchster Angst erquick /

Mein Vnterthan / den ich bey letztem Augenblick

Befehl in deine Gunst. Wer wird den Wundsch entdecken?

Ich hoff er werde noch vil aus dem Schlaff erwecken

Die diser Wind einwigt. Eur Weg ist gantz verkehrt!

Ich seh' und alle Welt daß ihr das Reich verhert /

Vmb durch ein rasend Schwerdt die Cronen zu gewinnen /

Zu theilen Land und Land. Wer lobt ein solch Beginnen?

Wenn man ohn rechtes Recht / ohn Vrsach umb sich greifft /

Wird man nicht jenem gleich / der Thetis Schaum durchstreifft

Vnd wider Völcker Recht die freye Flacke hindert /

Vnd die durch Brand und Stahl zustückten Seegel plündert?

Philetas rieb diß selbst dem grossen Grichen ein!

Wer härter raubt als ich muß mehr ein Rauber seyn.

Solt euch auff disen Weg ein heilig Fortgang segnen?

Solt euch die wahre Ruh' auff disem Pfad begegnen?

Nein sicher! wo ihr nicht Gott und den Fürsten gebt

Was beyder eigen ist: so fält / was umb euch schwebt /

Diß Wetter über euch. Ihr must dem Fürsten geben /

Vnd denen die nach ihm ihr Erbrecht soll erheben /

Vnd denen / über die der Fürst den Zepter führt /

Was Printz' und Printzen Erb' / und Vnterthan gebührt.

Gebt Gott sein eigne Kirch': Ihr selbst habt sie zustreuet:

Sie wird durch Gottes Wort und Ordnung nur erfreuet.

Mein Rath kommt hir zu kurtz. Setzt einen Reichs-Tag an /

Vnd hört was unerschreckt ein jeder sagen kan /

Der mehr des Höchsten Ehr' als seinen Nutz behertzet /[108]

Vnd nicht mit seinem Heil und aller Wolfahrt schertzet.

Wer rührt das grimme Beil?82 Last! last es unverletzt /

Das es nicht vor der Zeit werd an den Hals gesetzt.

Diß was mein eigen ist wil ich nicht ferner rühren /

Ich rede nicht für mich. Euch mag das Recht anführen!

Es zeig' euch eure Pflicht. Was nun das Volck angeht:

Zeugt der / der für sein Volck und Volckes Freyheit steht;

Der dessen Freyheit mehr als eignen Nutz betrachtet:

Wenn man des Volckes Heil und Leben recht beachtet /

Vnd wie es recht beherscht / und treu versichert hält;

So hat es seinen Wundsch. Wer nach dem Zepter stelt;

Reist alle Schrancken durch / und sucht ein schrecklich Ende /

Weil Printz und Vnterthan doch unvermischte Stände.

Versucht auch was ihr könnt: nennt unterdruckten frey:

Wenn Albion betraurt daß es gezwungen sey.

Vnd drumb erschein ich hir! hätt' ich diß können schlissen:

Daß man die Grund-Gesetz und Ordnung gantz zurissen /

Wenn mir des Lägers Trotz / und unbeherschte Macht /

Vnd Frevel je belibt / man hätte sich bedacht

Mich auff dem Traur-Gerüst zum Opffer vorzustellen /

Zum Opffer für diß Volck. Herr laß kein Vrtheil fällen

Auff die verbländte Schaar / vor welch ich dir mein Blut

Hingeb' und den für Kirch und Reich verlobten Mut:

Verzeiht. Ich halt euch auff! wir wolten Zeit begehren /

Vmb uns zu gutter Nacht was besser zu erklären;

Man gibt uns die nicht nach. Doch was sind Worte noth

Dafern die Vnschuld spricht / und zeuget mit dem Tod.

Die hat euch itzt entdeckt mein innerstes Gewissen /

Die wündscht / wo ihr ja noch könnt etwas heilsams schlissen:

Daß euer Rath forthin dem Reich ersprößlich sey /

Vnd eure Seele selbst von grauser Schuld befrey![109]

JUXTON.

Ob zwar sein Gott'sdinst / Herr / durch alle Welt erschollen

Doch / weil Verläumdung denn auch rasend schertzen wollen:

Benem' er durch ein Wort der Schlangen dise Gifft.

CAROL.

Gar recht erinnert! was diß hohe Werck betrifft.

So glaub' ich fest' / es sey der Erden unverborgen:

Wie mein Gewissen steh / daß seine Seelen-Sorgen

Auff Gottes Hertze setzt / dem ich / wie je und eh'

Auch sterbend als ein Kind der Kirch' entgegen geh'

Der Kirchen die vorhin in Albion geblühet /

Die nun sich in der Irr und höchstem Kummer sihet.

Ich mißbrauch eurer Zeit!

I. JUNGFRAU.

Die Mörder kommen an!

II. JUNGFRAU.

Vermummt. Weil Boßheit nicht das Licht vertragen kan.

CAROL.

Wir haben rechte Sach' und einen Gott voll Gnaden.

JUXTON.

Der aller Fluch und Noth auff seinen Sohn geladen.

CAROL.

Man marter uns nicht mehr / als euch das Blut-Recht heist.

Wir schreyn den Höchsten an. Verzeuch biß sich der Geist

Dem Schöpffer anvertrau. Wenn wir die Händ' außstrecken

Thu deinen Schlag getrost. Langt uns das Haubt zu decken.

III. JUNGFRAU.

Diß ist die letzte Cron! wohin verfällt die Pracht!

Wohin der Erden Ruhm! wohin der Throne Macht!

CAROL.

Wird unser langes Haar auch wol dein Richt-Beil hindern?

HENCKER.

Ja!

I. JUNGFRAU.

Sol man noch den Schmuck des höchsten Haubtes mindern!

VI. JUNGFRAU.

Er streicht die Locken selbst unzaghafft auff die seit

Vnd steckt die Flechten auff.

CAROL.

Weg alle Traurikeit![110]

Wir haben ja uns zu erquicken

Ob unser Sachen gutem Recht /

Vnd an dem Gott der an-wird-blicken

Voll Gnad' und Libe seinen Knecht.

JUXTON.

Den Schau-Platz muß mein Fürst zum letztenmal beschreiten,

Den Schau-Platz herber Angst und rauher Bitterkeiten.

Den Schau-Platz grimmer Pein! auff dem ein ider findt

Daß alle Majestät sey Schatten / Rauch und Wind.

Der Schau-Platz ist zwar kurtz! doch wird in wenig Zeitten /

Auff kurtzer Bahn mein Printz das ferne Reich beschreitten /

Den Schau-Platz höchster Lust. Auff dem die Ewikeit

Mit Friden schwangrer Ruh krönt unser Seelen Leid.

CAROL.

Wir scheiden aus der trüben Nacht des Zagens;

Zu dem gewündschten Licht der schönsten Sonne!

Wir scheiden aus dem Kercker herbes Klagens /

In das gezihrte Schloß der höchsten Wonne!

Wir gehn aus dem Engen-Lande in der Engel weites Land /

Wo kein schmertzend Weh betrübet den stets-unverrückten Stand /

Nimand wird die Cron ansprechen:

Nimand wird den Zepter brechen /

Nimand wird das Erbgut kräncken /

Daß der Himmel uns wird schencken.

Nimm Erden / nimm was dein ist von uns hin!

Der Ewikeiten Cron ist fort an mein Gewin:

VIII. JUNGFRAU.

Wol disem! dessen Cron der Abschid so vergrösset.

CAROL.

Schaw' ob der Nacken nun von allem Haar entblösset.

VII. JUNGFRAU.

Er gibt den Mantel weg.

III. JUNGFRAU.

Leg ab mit disem Kleid

Was dich bißher umbhüllt / dein überschweres Leid![111]

IV. JUNGFRAU.

Er nimmt das Ritter-band und Kleinot von dem Hertzen!

VI. JUNGFRAU.

Der Höchst' entbünde dich mein Fürst von deinen Schmertzen /

CAROL.

Fahrt wol mit disem Band / Welt / Zepter / Cron und Stab.

Ade beherschtes Reich! wir legen alles ab.

Last unserm ältern Sohn / diß Ritter-Ehren Zeichen /

Nechst meinem Petschafft Ring zum Denckmal überreichen.

Nemm't ihr / weil auff der Welt ich nichts mehr geben kan

Diß Kettlin Thomlisson / diß Vhrwerck Hacker an.

Bleibt Bischoff / bleibt gegrüst / stets indenck meiner Worte.83

IV. JUNGFRAU.

Da steht die Tugend bloß.

VI. JUNGFRAU.

Ist nimand an dem Orte

Der mit dem letzten Dinst den grossen Fürsten ehr!

Nein! er entdeckt sich selbst!

VI. JUNGFRAU.

Sind keine Diner mehr!

III. JUNGFRAU.

Der so vil tausend vor beherscht durch einig Wincken:

Von dem setzt alles ab noch vor dem Nidersincken!

II. JUNGFRAU.

Da geht der werthe Printz zu seinem Mord-Altar.

I. JUNGFRAU.

Der Britten Opffer-Platz und letzten Todten-Baar!

CAROL.

Steht dein Block fest?

HENCKER.

Er ist / mein Fürst recht fest gesetzet.

CAROL.

Hat uns unser Albion keines höhern wehrt geschätzet?

HENCKER.

Er mag nicht höher seyn.

CAROL.

Wenn ich die Händ' außbreit /

Verrichte deinen Streich!

II. JUNGFRAU.

O Schandfleck aller Zeit![112]

Sol der Britten Majestät sich so tiff zur Erden neigen?

Vnd ihr drey-bekröntes Haubt vor des Henckers Füssen zeigen?

CAROL.

O König der uns durch sein Blut

Der Ehren Ewig-Reich erwarb!

Der seinen Mördern selbst zu gut

An dem verfluchten Holtze starb /

Vergib mir was ich je verbrochen

Vnd laß die Blutschuld ungerochen.

Nimm nach dem überhäufften Leiden /

Die Seele die sich dir ergibt:

Die keine Noth kan von dir scheiden;

Die Herr / dich / wie du mich gelibt:

Auff in das Reich der grossen Wonne:

Erfreue mich du Lebens Sonne!

Erhalt mich unerschöpffte Macht!

Hir lig ich! Erden gutte Nacht!

I. JUNGFRAU.

Da ligt des Landes Heil.

IV. JUNGFRAU.

Da ligt des Landes Leben;84

II. JUNGFRAU.

Vnd aller Printzen Recht!

III. JUNGFRAU.

Wer wird! wer kan erheben

Was der geschwinde Streich in einem Nun zerknickt!

V. JUNGFRAU.

Was die gestürtzte Leich mit ihrem Fall erdrückt!

VI. JUNGFRAU.

Ach! beweint nicht dessen Cörper / der ein grösser Reich empfangen!

Weint über dem / was Gott hat über uns verhangen!

ALLE JUNGFRAUEN.

O Jammer! O! O grösser Schmertzen Höh.

II. JUNGFRAU.

Ach Himmel Ach!

ALLE JUNGFRAUEN.

Ach tausendfaches Weh!


Die Geister der ermordeten Könige. Die Rache.


I. GEIST.

Rach! Rache grosser Gott!

II. GEIST.

Rach! Rach!

III. GEIST.

Herr komm zur Rache!

IV. GEIST.

Rach über unser Blut!

V. GEIST.

Herr richte meine Sache![113]

ALLE.

Rach! Rache! Rache! Rach! Rach! über disen Tod!

VI. GEIST.

Rach über disen Fall und aller Printzen Noth!

I. GEIST.

Erscheine Recht der grossen Himmel!

Erschein' und sitze zu Gericht

Vnd hör' ein seufftzend Weh-getümmel /

Doch mit verstopfften Ohren nicht.

II. GEIST.

Wilst du die Ohren ferner schlissen

Sihst du nicht / wie man Throne bricht;

So laß doch dises Blutvergissen /

Gerechter ungerochen nicht.

ALLE.

Rach Himmel! übe Rach!

I. GEIST.

Rach König aller Götter.

IV. GEIST.

Rach aller Printzen Printz!

VI. GEIST.

Rach über Vbelthäter!

V. GEIST.

Rach über unser Angst.

II. GEIST.

Rach über aller Noth.

VII. GEIST.

Rach über diß Gericht.

ALLE.

Rach über Carles Tod.

DIE RACHE.

Die Donner-schwangre Wolcken brechen:

Vnd sprützen umb und umb zertheilte Blitzen aus!

Ich komme Tod und Mord zu rächen!

Vnd zih' diß Schwerdt auff euch ihr Hencker und eur Hauß!

Weh zitternd Albion! die Rache

Schwer't bey der Götter GOTT und deines Königs Blut;

Daß auff dein Grund-verderben wache /

Ein unerhörter Grimm und Plagen-volle Flut.

Reiß auff du Schlund bestürtzter Erden!

Last ab die ihr bemüht die Schuldigen zu quälen!

Aus Engelland wird helle werden /

Hört was die Rach' euch wil / ihr Furien befehlen!

Komm Schwerdt! komm Bürger-krig! komm Flamme!

Reiß aus der Tiffe vor geschminckte Ketzerey!

Kommt weil ich Albion verdamme!

Ich geb Jerne Preiß und Britten Vogelfrey!

Ihr Seuchen! spannt die schnellen Bogen![114]

Komm! komm geschwinder Tod! nim aller Gräntzen ein!

Der Hunger ist voran gezogen /

Vnd wird an Seelen statt in dürren Glidern seyn!

Komm Zwitracht. Hetze Schwerdt an Schwerdter!

Komm Furcht besetz' all End' und Oerter.

Komm Eigenmord mit Strang und Stahl.

Komm Angst mit allzeit neuer Qual.

Ihr Geister! laufft! weckt die Gewissen /

Aus ihrem sichern Schlaffen auff!

Vnd zeigt warumb ich eingerissen!

Mit der gesammten Straffen Hauff!

Ich schwere noch einmal bey aller Printzen König

Vnd der entseelten Leich / das Albion zu wenig

Zu dämpffen meine Glutt. Das Albion erseufft:

Wo es sich reuend nicht in Thränen gantz verteufft.


Ende


Quelle:
Andreas Gryphius: Carolus Stuardus. Stuttgart 1972, S. 95-115.
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