An die treubrüchige Arimene, im Nahmen eines andern

[393] Nach dem Straßburgischen Sprüchwort: Ich brauche nichts also:


Fort, Arimene, fort, du liederliche Dirne,

Ich brauche nichts also; die anders lieben kan,

Als ihrer Treu geziemt, und die mit frecher Stirne

Den Laden offen hält, steht keinen Hirten an.

Ein andrer diene dir, mir wils nicht ins Gehirne,

Daß wer so untreu ist, sich auf was gutts besan;

Ich liebe kein Gespinst von derogleichen Zwirne,

Und schwer' izt alles ab, was ich zuvor gethan.


Wer ein verloschnes Feur und fast verrauchte Strahlen,

Wer ein durchlöchert Tuch, und ausgeleerte Schalen,

[393] Wer faule Fische liebt, und einen Krantz von Stroh,

Der mag mit deiner Gunst, o Arimene, prangen,

Mich stöst ein Eckel an, ich trage kein Verlangen

Nach fast verlegner Wahr', und brauche nichts also.

Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band36, Stuttgart [o.J.], S. 393-394.
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