Zweiter Auftritt.


[149] Ein Bursche tritt herein. Die Vorigen.


BURSCHE. Kann ich hier nicht erfahren, wo ein gewisser Richard Savage zu finden ist?

TOMS der aufgestanden. Kitty, so heißt ja der da draußen? Ja, junger Mann, so warten Sie doch – da war er ja eben Zum Fenster hinaussehend. noch die Minute! Eben hab' ich ihn gesehen –

BURSCHE. In den finstern Gassen und hinter den Buden kann ich ihn nicht finden! Ich hab' einen Brief für ihn. Wollt Ihr ihn abgeben –?[149]

KITTY. Laß dich damit nicht ein – Ich habe von dem Narren Dinge gehört –

TOMS. Ich weiß nicht, was du willst –! Lassen Sie nur den Brief hier, ich kenne den Herrn – Es ist so gut, als hätten Sie ihm selbst den Brief gegeben –

BURSCHE. Ich glaube, es hat nicht viel damit auf sich!


Gibt den Brief und geht.


KITTY. Es wird ihn einer mahnen, dem er schuldig geblieben ist – Er soll gespielt, in Saus und Braus gelebt, seine Gesundheit ruiniert haben –

TOMS zum Fenster hinaussehend. Da ist er! Wie ihn friert! Kaum ist seine Blöße bedeckt. Er steht still und grübelt. Die Leute sind in der Vorstadt solche arme Heruntergekommene schon gewohnt und wundern sich gar nicht mehr über sie. Was er gen Himmel blickt! Nun will er wieder die Erde durchbohren! Jetzt kommt er pfeilschnell auf uns zu wie sonst, wenn er ein Gedicht niederschreiben wollte –


Quelle:
Gutzkows Werke. Auswahl in zwölf Teilen. Band 1, Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart [1912], S. 149-150.
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Richard Savage, Sohn einer Mutter
Dramatische Werke: Richard Savage; Oder, Der Sohn Einer Mutter Ottfried. Wullenweber. Der Dreizehnte November. Fremdes Glück (German Edition)