2.

[26] Am Mittwoch nach diesem Sonntag Quinquagesimä war es, als die stille kalte Winterluft auf Meilen in der Runde von leisen Klagetönen erzitterte …

Der Kronsyndikus von Wittekind-Neuhof sollte gegen Mittag begraben werden … Die Glocken aller Kirchen ringsum waren an diesem Trauertage betheiligt …

Denn welchem Heiligen, welchem Altar war nicht eine Spende zugeflossen von Schloß Neuhof herab in den letzten Lebensjahren seines Besitzers?

Der alte lange klapperdürre Herr hatte die wunderderliche Grille gehabt zu glauben, daß er im Leben jedermann beleidigt hätte. Er trachtete danach, sich vor seinem Tode auch mit jedermann auszusöhnen. Tage lang stand er oben in den Bergen an den Fenstern seines hochherrlichen Schlosses Neuhof, winkte den Vorübergehenden und warf ihnen blanke Thaler hinunter, nur damit sie sagen sollten: Ganz gehorsamsten Dank, Excellenz! Schon lange waren Wächter bestellt, die seiner Verschwendung Einhalt thun mußten. Es kam vor, daß[27] die Fenster vernagelt wurden, wenn er zu heftig rief: Das ist ja Jérôme's Testament! Leute, so laßt doch meinem Sohn seinen Willen! Ich hab's ihm vom Seinigen zu geben versprechen müssen, schon damals, als er die Bachstelze nicht heirathen konnte –! Die Lisabeth allein, die noch immer oben war, konnte ihn begütigen. Sie gab ihm die Versicherung, die Bachstelze liefe ja schon längst in der Welt mit andern … Dann nahm er sich zusammen … Er wurde zuweilen so ruhig, daß man ihm seine Freude gewähren konnte, eine Staatskutsche anspannen zu lassen, vier Pferde davor, Kutscher und Vorreiter in Galalivree, und so hinauszufahren in die Gegend. Alle seine Orden trug er dann, saß am offenen Schlage und nickte jedem. Fuhr man durch den Düsternbrook, an der Eiche vorüber, wo er den Deichgrafen erstochen hatte, nach Kloster Himmelpfort, wo er einst Klingsohrn untergebracht, nach Schloß Westerhof, wo er ehedem der Beherrscher aller Verhältnisse, Vormund Paula's gewesen war, durch Witoborn, wo der Rittmeister von Enkefuß an seinen Schlag trat und ihm so lange von den Flöhen seines Pudels sprach, bis der Sohn des Kronsyndikus, der Präsident, zuletzt seine ganze Verschuldung arrangirte: so lachte zwar jedermann, aber der vornehme, alte, weißhaarige Herr mit den riesigen Augenbrauen nahm alles für Wohlwollen, grüßte und griff in die Tasche, um auch die Freundlichkeiten zu bezahlen. Er glaubte durch Geld alles machen zu können. Seine Wächter nahmen ihm das Geld ab und erklärten, es später berichtigen zu wollen, womit er sich auch zufrieden gab. Von seiner Vergangenheit erschreckte ihn nichts.[28] Er konnte im Düsternbrook die alte im Absterben begriffene Eiche sehen, an der sein Opfer niedergesunken war, und blieb sich in seiner immer zufriedenen Haltung gleich. Das Gedächtniß verließ ihn fast gänzlich. Wenn es da und dort in voller Helle noch dies und jenes Vergangene beleuchtete, knüpfte er Handlungen daran, die mit den Verhältnissen in keinem Zusammenhange standen. So erkannte er vollkommen wieder jenen Pfarrer von Eibendorf, Herrn Huber, der nach Witoborn als Pfarrer der dortigen kleinen, aber gut dotirten evangelischen Gemeinde versetzt war. Bei diesem ließ er oft seinen Vierspänner vorm Hause halten, ließ sich von den Kindern, wenn Herr Huber selbst nicht da war, die Harmonica spielen, die seinen Sohn Jérôme so oft beruhigt hatte, fragte sogar Madame Huber nach der Bachstelze und übergab kurz vor seinem Tode dem Pfarrer ein Testament mit dem heimlichen Bedeuten, es wäre seine wahre letzte Willensmeinung und nach seinem Tode dürfte nichts anderes vollzogen werden, als was er in diesen Blättern niedergeschrieben hätte. Er ertheilte darin Pensionen an alle Welt, ja an Namen, die schon lange in seiner Gegenwart niemand mehr nannte. So an den Bruder Hubertus, »meinen ehemaligen Jäger, obgleich er mir viel Wild gestohlen«, jährlich 10000 Thaler; an Dr. Klingsohr, »wenn er exemplarisch lebt und seiner Mutter Ehre macht, ein für allemal 100000 Thaler«; an eine gewisse Lucinde Schwarz, »aus der Familie derer, die das Pulver erfunden haben«, »alle Kleider von meinen ehemaligen Maitressen, wenn sie dieselben in der Komödie brauchen kann«; an den Musikus Stammer »das Gnadenbrot[29] und eine ehrenvolle Versorgung, wenn er sämmtliche Kinder von mir anständig erziehen und unterrichten will«; … dem Küfer Stephan Lengenich »geb' ich 100000 Thaler, unter der Bedingung, daß er die Lisabeth heirathet und die Hochzeit auf dem Finkenhof ausgerichtet wird, wo ich alles freihalten werde« … »Ansprüche meiner zweiten Frau erkenn' ich nicht an; auch wenn sie heiliggesprochen werden sollte« – »ihre Kinder soll Leo Perl erziehen, aber wehe ihm, wenn er sie beschneiden läßt. Mein Freund, der Dechant von Asselyn bürgt mir dafür. Die Pension seiner Schwägerin, der Buschbeck, kann dafür verdoppelt werden« … »Meine Dosen und Bilder vermach' ich meinem Freunde dem Dechanten Asselyn, aber ich wünsche, daß er weniger mit Juden, als mit Heiligen umgeht« … »Seinem Bedienten Windhack hat er auf jeden Stern im Himmel in meinem Namen einen Thaler zu legen, was Freiherrlich Wittekind'sche Kameralverwaltung berichtigen wird.«

Pfarrer Huber schickte dies verworrene Geschreibsel an den Sohn des Testators und Universalerben, den Präsidenten …

Die Untersuchung über die Ermordung des Deichgrafen war ein Jahr lang auf falscher Fährte geführt worden. Eine energische, gegen den Kronsyndikus gerichtete Wiederaufnahme hinderte die mannichfach vertheilte Gerichtsbarkeit des hier einschlagenden, an mehrere Souveränetäten vertheilten Terrains. Zuletzt trat der Geisteszustand des Schuldigen jeder Feststellung eines sichern Urtheils entgegen. Im Volke stand die Thäterschaft[30] des Kronsyndikus fest und Sagen gingen genug von einem Galgenrade, das er auf seinem Boden hätte aufstellen müssen, von einem Strick, den ihm der König unter seinem Ordensbande um den Hals zu tragen befohlen, von Geisterspuk und mitternächtigem Grauen aller Art. Der ringswohnende Adel ignorirte etwas nicht Erwiesenes; aber auch ohnehin war der Umgang mit dem schon lange gekennzeichneten Manne seit Jahren abgebrochen. Bei alledem fehlte, des Präsidenten und der Verwandtschaft mit den Dorstes wegen, nicht ein äußerer Antheil an dem Leichenbegängnisse. Der Kronsyndikus wurde im Familienbegräbniß der reichen Klosterkirche Himmelpfort beigesetzt. Dem Trauerzuge, der ihn von Schloß Neuhof abholen sollte, wohnte der Adel der Umgegend bei. Die Frauen, vorzugsweise die Damen des Stiftes Heiligenkreuz und die weiblichen Bewohner des Schlosses Westerhof, hörten gleichzeitig eine Todtenmesse, die in Sanct-Libori gehalten wurde. Das unausgesprochene, aber laute Geheimniß über diesen wilden Nachbar lag seit Jahren schwer und drückend auf allen Gemüthern und wohl empfand man mit athemloser Beklemmung, wie ein einziger Mensch so einen ganzen Landstrich und tausend Herzen in Beunruhigung hatte versetzen können. Im Mittelalter war alles das gewöhnlich. Auch jetzt noch hatte man ein Gefühl, daß im Lutterberge, dem Fegfeuer des dortigen Adels, eine Seele vergebens auf Erlösung harrte. Nach Armgart's uns bekannten Zeichnungen flog hier ein geflügeltes Kreuz im Gottesherzen nicht aufwärts, den Flammen der göttlichen Liebe zu, sondern kopfüber geradeswegs zur Hölle.[31]

Da ein ganzer Volksstrom zum Gebirge hinaus war, um dem prächtigen, von den Franciscanern begleiteten Leichenconduct beizuwohnen, so war die Kirche nur wenig besucht und ausschließlich von der vornehmen Welt. Zu dieser Sphäre stand Norbert Müllenhoff – Bonaventura war beim Leichenbegängniß – in einem gleichsam nur hinter dem Rücken derselben strengen und schroffen Verhältniß. Hinterrücks hatte er alle Floskeln von »breiweicher Sentimentalität«, »Empfindungsrührei«, »Stunden der Andachtspinselei«, »Lavendel-Christenthum«, immer in Bereitschaft, aber ein Schwindel überkam ihn, davon etwas in unmittelbarer Gegenwart der hier ohnehin höchst andächtig gestimmten Vornehmheit selbst anzuwenden. Und heute war ihm förmlich beklommen zu Muthe; denn er hatte eine Einladung nach Witoborn erhalten zu einer hochfrommen Frau von Sicking, die mit ihm eine Berathung anstellen wollte über die auf Ostern hin zum ersten male hier zu Lande zu versuchenden »Exercitien«. Ein ganzer Kreis vornehmer Gläubigen von nah und fern wollte zusammentreten und in einem von Frau von Sicking bewohnten, zwischen Witoborn und Westerhof gelegenen Landsitz zum ersten male vierzehn Tage lang bei verschlossener Eingangspforte desselben unter geistlicher Oberleitung religiösen Uebungen obliegen. Die Dame entschuldigte ihre Nichtanwesenheit in der Kirche und bat den Herrn Pfarrer bei ihr zu Mittag zu speisen und das Nähere gemeinschaftlich zu besprechen …

Müllenhoff war von dem Wohlgeruch des feinen Billets ganz betäubt und verrichtete seinen Gottesdienst[32] mit einer Zerstreuung, die ihm sogar die Anwesenheit des Schulmeisters als Meßners statt Tübbicke's gleichgültig machte, ja ruhig mit anhören ließ, daß der Schulmeister berichtete: Tübbicke's Herzblättchen liegt auf den Tod; er ist nach Witoborn und will, wenn nichts hilft, nach dem Schloß und die Gräfin um Hülfe bitten! …

Gräfin Paula, die Kranke durch Gebet und Berührung heilte, war in der Kirche anwesend. Armgart saß neben ihr, das ganze Stift und Tante Benigna. Ja er hörte, daß der Zeichner des Teppichs, Herr Dr. Laurenz Püttmeyer, der berühmte »Philosoph von Eschede«, auch der Messe heute zuhörte, die auf dem von ihm gezeichneten Teppich gelesen wurde … Einigemal verklingelten sich die Ministranten … aber Müllenhoff ließ alles geschehen … Er dachte nur an die Einladung der Frau von Sicking, an Exercitien mit Höhergebildeten …

Nach der Messe war es schon elf Uhr, die Baronin erwartete ihn um zwei; er eilte etwas zu frühstücken und dann rasch noch etwas die bekannte Anleitung zu Exercitien von Ignaz Loyola durchzusehen …

Es war schon still und einsam um die Kirche her. Der Schulmeister begleitete ihn und erzählte, daß Tübbicke schon den »Bruder Strasburger« auf dem Schlosse untergebracht hätte. Müllenhoff hörte nichts, zog nur das zarte Billet aus der Tasche und athmete seinen Duft ein … Frau von Sicking war eine der gottseligsten Witwen der Gegend, noch höchst anmuthig, sehr reich und sehr selbständig … Er mußte mit sich kämpfen, in der Praxis dasselbe zu bleiben, was er mit der vornehmen Welt in der Theorie war.[33]

Da geschah es zum Glück, daß die Kathrein sagte:

Herr Pfarrer! Der Meyer ist da, der Moorbauer, der Finkenmüller, der Hennicke und auch der Leyendecker!

Kathrein mußte das zweimal berichten …

Nun besann er sich.

Es waren die Mitglieder des Kirchenconvents und des Rügengerichts … Die Männer waren gekommen, weil heute doch die ganze Gegend feierte … Es galt dem nun überall in Deutschland beginnenden ersten Ausbau des kirchlich-sittlichen Lebens und wenn auch Müllenhoff gern gehabt hätte, sein Vorgesetzter, der Domherr, wäre bei dieser Scene zugegen gewesen, so ergriff er doch die Gelegenheit, den gefährlichen Schwindel, den ihm das Esbouquet der Frau von Sicking verursachte, jetzt männlich zu bekämpfen, aß sein Frühstück, gerührte Eier mit Schinken, hieb in das schwarze Brot hinein, trank einige Züge kräftigen Biers und trat in sein Empfangszimmer, wo ihn aus dem ehrerbietigen Gruße von fünf Männern »der verstockte Geist des ganzen Jahrhunderts« zum Kampfe herausforderte …

Aha! Aha! rief er, mit der Serviette in der Hand und sich noch den Mund wischend, als er eintrat und die stehenden Männer aufforderte, sich zu setzen …

Er fand fünf Männer, den Meyer von Westerhof, den Finkenmüller, der das Wirthshaus zum Finkenhof hielt, den Moorbauer und zwei andere aus der Gemeinde, nicht zu gewaltige Gestalten, eher schmächtige, mit tief herabhängendem Haar über den kleinen Stirnen, im Auge eine etwas ungewisse und scheue Lebhaftigkeit …

Der Meyer überreichte ein langes Schreiben, worin[34] er alle Punkte aufgesetzt hatte, die sie nach langem Streit endlich von ihrem Pfarrer beherzigt wünschten …

Müllenhoff nahm das Papier, als wäre es ein alter schmutziger Lumpen, und fragte:

Wer hat das – – gesudelt?

Der Meyer stockte, sagte aber zuletzt:

Der Schreiber vom Herrn Landrath!

So? Also an ketzerisches Volk wendet man sich hier? …

Damit schnitt er sich eine Feder zum Zahnstochern …

Der Schreiber ist ja katholisch! … hieß es.

Und er schrieb's bei mir … ergänzte der Finkenmüller …

Aha! Aha! Drum riecht das Papier so nach Taback und Branntewein! … Nun gut! … Wir werden's ja sehen … Was steht denn nun hier?

Im Grund war Müllenhoff froh, wieder auf die Art in sein rechtes polemisches Fahrwasser zu kommen …

Er las das Geschriebene und begleitete jeden Satz mit einem ironischen: Ei, ei! Sieh! Sieh! Auch gut! Bravo! … Allmählich kam er in ein lauteres Lesen und trug vor:

– – »Und da wir Leute von Westerhof doch wenigstens bei unserer gnädigsten Gutsherrschaft verbleiben werden und keine Gefahr ist, bei der großen und bevorstehenden Umänderung der Verhältnisse mit den andern Gütern an die fremde Linie zu kommen, so stehen wir auch für unsere Rechte und Pflichten ein. Wenn auch hochgräfliche Gnaden sollten den Schleier nehmen und ihr gottseliges, wunderbares Leben im Kloster zu beschließen wünschen, so hat uns Herr von Hülleshoven[35] doch versichert, daß er die Verwaltung wie bisher fortführen und sorgen würde, daß rechtgläubige Seelen hier an ihrem ewigen Heil keinen Schaden nehmen. (So? – unterbrach sich der Lesende – dafür kann der Herr von Hülleshoven sorgen?) Auch hat der Herr Referendar Benno von Asselyn alles geordnet, was bei diesen Aenderungen sowol der Landschaft wie der Kirche an Rechten vorbehalten bleiben muß, selbst bis auf das Waldleseholz in dem von Herrn Thiebold de Jonge verkauften Walde, wo Herr von Terschka sich bereit fanden zur Abkaufung mit einer namhaften Summe ein für allemal, die nun unsern Armenkassen zugute kommt. Herr von Asselyn hat im Namen des Herrn Oberprocurators Nück nicht nachgelassen, daß der Finkenhof nach wie vor 47 Thaler 20 Groschen 7 Pfennige jährlich an das Rochusspital in Witoborn zu entrichten hat, was Finkenmüller nicht auftreiben kann, wenn ihm der Tanz abgesagt wird –«

Aha! Da platzt die Bombe! schloß vorläufig der Pfarrer und stocherte die Zähne.

Ja, das kann ich nicht! polterte der Finkenmüller seine so lange verhaltene Stimmung rundweg und bestimmt heraus …

Müllenhoff las wieder für sich und langsamer. Er stopfte sich dabei in aller Gemüthlichkeit eine Pfeife, während der Bogen auf dem Tische lag und von seinen feurig lebendigen Augen in weitester Distanz gelesen wurde …

»Fünftens, begann er dann wieder, ist der ›Pfaffe von Ystrup‹ ein Lieblingstanz der Leute, der seit hundert[36] Jahren hier zu Land getanzt wird. Sechstens sind die Jünglings- und Jungfrauenbündnisse schon deshalb eine reine Unmöglichkeit, weil jedes Gemeindeglied nicht blos einer, sondern schon mehreren Bruderschaften angehört und – mit der größten Ruhe zog Müllenhoff schon den Rauch seiner Pfeife an – der Fleiß und die Arbeit schon genug darunter leiden. Siebentens wollen die Musikanten auch leben und fallen sie, wenn sie nahrungslos sind, der Gemeinde zur Last. Achtens bitten wir, den buckeligen Stammer vom Kirchenbann zu befreien, damit – wieder that er einige Züge – der Krüppel sich sein Brot verdienen kann, seitdem er von Schloß Neuhof weggejagt und nun eigentlich hierher gehört, wo er geboren ist. Neuntens bitten wir, nicht immer die Frau Schmeling ungebührlich auf der Kanzel zu nennen (jetzt stellte Müllenhoff die Pfeife als verstopft hinweg: diese Hebamme reizte ihn am meisten), da die Frau ehrlich ist und alle, die hier leben, durch sie in die Welt gekommen sind! Zehntens ersuchen wir den Herrn Pfarrer, unter allen Umständen auch ins Rügengericht und den Kirchenconvent zu treten, damit wir von dieser ganzen neuen Reformation nicht den Aerger allein haben.«

Ist das nun alles? sagte Müllenhoff und holte sich aufs neue die Pfeife, die er wieder anzündete.

Ja! war die einstimmige Antwort der Männer … Sie lautete fest, aber doch treuherzig. Und durcheinander gingen die Versicherungen der sich Erhebenden, daß sie alle in Güte und in bester Hoffnung auf ein schönes Zusammenwirken und kräftiges Zusammenleben hierher gekommen wären …[37]

Ruhe! sprach Müllenhoff mit aller Fassung, machte sich einen Fidibus, zündete wieder an und fuhr dann in den Intervallen des Rauchens fort:

Daß ich mich nur nicht vergriffen habe und da euere Staatsschrift nahm –? Nein! Gott sei Dank! Na, setzt euch jetzt wieder! Also das ist denn nun auch etwas, dergleichen zu erleben in einer Zeit, wo die Gesalbten des Herrn in Kerkern schmachten, der Heilige Vater in Rom auf die Treue seiner Kinder zählt und diese Herrschaften hier in die Hände der Ungläubigen kommen sollen!

Nicht Westerhof! – fiel man einstimmig auf den sich fast für überwunden gebenden Ton des Pfarrers ein …

So! entgegnete Müllenhoff und zog den Brand seiner Pfeife an. Männer, ihr redet, wie ihr's versteht! Geht die Comtesse ins Kloster, wie lange macht denn der Herr von Hülleshoven noch, der – für euere Seelen gutsagen will? Wird ihn nicht der Aerger um seinen Bruder und die Schwägerin, die hierher ziehen und sich gegenseitig zum Tort leben wollen, schon unters Grab bringen? Wer bürgt uns, daß sich die Zustände hier über Nacht nicht sämmtlich ändern! Leute, Leute, nehmt ein Beispiel – an den Vornehmen selbst! Wißt ihr's denn nicht schon? Vierundzwanzig steinreiche Herren und Damen wollen sich jetzt einschließen und vierzehn Tage lang nichts thun, als hier fasten und beten!

Herr Pfarrer, die, die nicht zu arbeiten brauchen, die können das – wollte der Moorbauer einschalten und that es auch halb …

Bitte –! unterbrach Müllenhoff, als wenn er denn doch allein jetzt das Wort hätte …[38]

Der Moorbauer schwieg und blickte scheu zu Boden …

Vom Tanz – fuhr Müllenhoff fort mit wechselnden Zügen aus der Pfeife – vom Tanz kommt alles Elend der Gemeinden her! Herr Gott im Himmel, sollte man glauben, daß in einem Lande wie dem unserigen, wo die Schüler der Apostel selber gewandelt sind und wo wir bis auf den heutigen Tag den Ruhm behauptet haben, uns Gottes Augapfel nennen zu dürfen von wegen unsers Zusammenhaltens gegen Ketzer und Ketzergenossen, doch das tollste und lustigste Leben sich erhält und die Schenken nicht leer, die Tanzböden zerstampft werden, daß nur die Dielen so krachen! Hunde sind das, die der bessern Mahnung entgegenbellen – aus euern verstockten Herzen; selbst dann schon wieder bellen, wenn ihnen der Mund noch nicht trocken ist von dem gesegneten Leibe des Herrn, den sie Vormittags genossen! Nachmittags auf dem Tanzboden ist alles, alles, alles verdaut! Schändlicher Frevel, zu sagen, daß ja David auch getanzt hat vor der Bundeslade, wie ich schon einmal von Euch, Finkenmüller, habe hören müssen! David hat getanzt, das ist wahr; aber David war lange Zeit ein König, wie meist die unserigen auch sind, zum Gotterbarmen! David war ein solcher Sünder, daß Gott nur um der allweisen Absicht willen, gerade aus seinem Stamm das Heil der Welt zu erwecken, diesen gekrönten Räuber, diesen purpurgekleideten Mörder, diesen ruchlosen Ballettänzer so lange hat leben lassen! Es ist wahr, David ging dann in sich und hat später die lieblichen Psalmen gedichtet zum Lobe des Herrn, aber nur als die fürchterlichste Reue und Buße über ihn gekommen war und ihn das zerknirschendste Beichtbedürfniß an das[39] Ohr gottgesalbter Priester trieb und er in jammervollster Trauer sich auf dem Beichtschemel wand und ausrief: Herr, wo soll ich mich vor dir verbergen? Flieh' ich gen Abend, so bist du da, und flieh' ich gen Morgen, so bist du auch da! … Menschen! Männer von Westerhof! – (Müllenhoff legte nun die Pfeife weg) Was hat denn den heiligen Johannes um seinen Kopf gebracht, als der sündenvolle, gottverfluchte Tanz! Herodias, diese Tochter Belials, tanzte sie nicht so wollüstig vor dem Auge des kindesmörderischen Herodes, daß ihr dieser saubre Souverän jede Gnade gestattete, die sie sich erbitten würde? Und was that diese würdige Tochter ihrer Mutter, die die Maitresse des Herodes war und förmlich zur Nachfolgerin ihrer Mutter erzogen wurde? Diese Creatur verlangte nichts schlechteres, als ein heiliges Märtyrerhaupt! Gerade wie ein neues Kleid oder wie jetzt solches Gelichter von den neuen Herodessen Anstellungen für ihren Bruder oder ihren Buhlen im Steuerfach oder im diplomatischen verlangen würde! Du Gekreuzigter! Warum verlangten die beiden Weibsbilder gleich ein Märtyrerhaupt? Weil der gebenedeite Freund unsers heiligsten Erlösers in der Wüste predigte, daß die Juden Buße thun, nicht mehr fluchen, saufen, Karten spielen und tanzen sollten! Fragt doch nur einmal euere Töchter, fragt doch nur einmal euere Weiber, euere Mägde, wenn sie im Finkenhof gerast haben und mit den Burschen zur Seite gehen mit blutrothen Wangen, fragt sie, ob sie nicht mit Freuden auf einer Schüssel auch den Kopf ihres Pfarrers herumpräsentiren könnten, wenn sie auf sein Geheiß dem Pfaffen von Ystrup, euerm jahrhundertjährigen[40] Allerheiligsten, entsagen sollten? Und wozu streichen denn die Teufel ihre Violinen? Wozu säet denn der Versucher die Töne wie Hanfsamen aus? Was will er denn fangen in seinem Tanzbodenstrich? Vögel für die Hölle! O dann kommen die Mädchen, etwa fünf Monate nach so einem »Pfaffen von Ystrup«, in den Beichtstuhl! Sonst schlank wie die Pfeifenstiele, jetzt wie die Baßgeigen, weil die Sünde zu Tage kommt! Dann, dann möchten sie nicht Euern Tanzboden, sondern Euere Mühlsteine haben, Finkenmüller, um sich in der Witobach zu ersäufen, da wo sie am tiefsten ist!

Der Finkenmüller wurde gereizt, zerdrückte seine Kappe und sagte, seines Amtes wär' es, die Rechte beisammen zu halten, die auf seinem Gute hafteten. Ihm könnte die Mühle genügen; aber da er beim Erwerb des Finkenhofs das Recht zu schenken und aufspielen zu lassen mit bezahlt, auch Steuer und Zehnten darauf genug zu geben hätte, so würde er erst auf seine Abfindung anzutragen haben, falls das durchginge, daß hier die jungen Leute jetzt in den Kirchen vor dem hochwürdigsten Gut förmlich beschwören sollten, nicht mehr zu tanzen …

Müllenhoff loderte so auf, als würde schon das hochwürdigste Gut als bloßes Wort in solchem Munde verunreinigt. Er schwieg, sah sich aber um, wie nach einem Donnerkeil aus Rom. Da suchte der Meyer zu vermitteln …

Wie denn auch den Leuten erst zu beweisen wäre, sagte der Meyer mit seiner Stimme, daß sie etwas Unehrbares trieben! Die hohen Herrschaften tanzen alle und geschieht's in Ehren, Herr Pfarrer, so kann dabei auch keine Sünde sein …[41]

Und der Moorbauer berief sich sogar auf den Widerspruch aller Mütter, selbst der ehrbarsten … Die Väter, meinte er, wissen wol, der Tanz sei des Teufels Jahrmarkt; aber wie wollte man nur allen den jungen Weibsen die Lust daran nehmen? Sie brennten ja doch eben zu versessen darauf!

Es ist nun einmal so! rief der fünfte, der Bauer Leyendecker; die Leute schinden sich in der Woche sechs Tage und am siebenten wollen sie aus dem Joch heraus! Es hat alles seine Zeit, Herr Pfarrer! Das Beten hat seine Zeit und das Vergnügen hat seine Zeit! In diesem Land ist denn doch unserm lieben Herrgott und seinen Engeln immer nur wohl gebettet gewesen!

Seid ihr nun fertig? sagte Müllenhoff mit einer lange mit sich selbst ringenden Mäßigung und Geduld …

Ja! riefen alle einstimmig und trotzig …

Ich will euch sagen, Leute, lenkte Müllenhoff etwas ein; laßt uns in Güte reden! Die heiligen Kirchenväter, Chrysostomus an der Spitze, die kann ich hier nicht citiren! Es ist wahr, sie alle sind furchtbar gereizt gegen den Tanz. Es mag sein, weil manche von ihnen noch jenen schauderhaften Tänzen zu nahe gelebt haben, mit denen die Heiden ihre Götzen, die Venus, den Jupiter, die Minerva und ähnliche Affenschande verehrt haben. Aber glaubt ihr denn nicht, daß unter dem Unkraut in den Herzen der jetzigen Jugend, unter der Spreu auf der Tenne noch so viel edler Weizen liegt, daß man ein solches Frauenzimmer – oder – nehmt's mir nicht übel – euere eigenen Weiber und Töchter, in aller Güte nehmen und ihr sagen kann: Kind, ein[42] Wort im Vertrauen! Sieh Griete, Anne Marie, so ein Bursch wie der Siebdrat oder der Heikerling oder wie die Schlingel heißen, die kürzlich ihre drei Jahre abgedient haben und immer noch mit dem rothen Streifen an ihren Mützen hier herumlaufen und selbst so in die Kirche kommen, in die Kirche, wo nur Eine Cocarde und Eine wahre Landesfarbe herrschen soll, das durchstochene Herz und das Blut unsers gnadenreichsten Erlösers Jesu Christi! – ich sage, wenn ihr sagen wolltet: Griete, Anne Marie, – Gott, Gott, diese heiligen Taufnamen! – wenn dir nun so ein Schlingel im Felde begegnete, in dem hochwallenden Gotteskorn oder im heiligen Walde – nein, den hauen uns die Lutheraner hier nächstens auch noch ab! – oder hinterm Gartenzaun und wollte dich nur so um die Hüfte fassen, wie er's auf dem Tanzboden thut – Mädchen, könntest du das denn leiden? Würdest du nicht über den Buben außer dir sein? Würdest du nicht über die Schlenker, die man machen muß beim »Pfaffen von Ystrup« Brust an Brust und Mund an Mund – in den Boden versinken vor Scham? Und würdest du diesen Schlingeln mit den rothen Streifen an den Mützen nicht hinter die Ohren schlagen, daß ihnen Hören und Sehen vergeht? Nun sieh, würd' ich als Vater sagen, dergleichen duldest du nun alle Sonntage! Marie Anna, Magdalena, du, die niemand zweideutig ansehen darf, wenn sie im Felde schanzt und züchtig sich schon die Kleider hält, nur wenn der Wind geht, du mein holdseliges Kindlein, du putzest dich Sonntags, behängst dich mit Ketten und Schaustücken, setzest dich in den Finkenhof[43] auf die Bank und lungerst mit gierigem Blick, ob dich denn nicht auch jemand nehmen mag oder ob du wol gar sitzen bleibest und das Blut, hui! das spritzt dir förmlich vor Ungeduld aus den Wangen, wenn immer mehr antreten und du noch vacant bist! Gott, bei deinen hochheiligen Wunden, würd' ich doch so ein geliebtes theures Kind, die Freude einer Mutter, das Nestküchlein eines Vaters, so ein Bild der Unschuld und holdlieblichen Sitte, beschwören, daß sie sich vergleichen möchte, wie sie daheim sitzen könnte am Spinnrad, eine züchtigliche Maid, sanft und lieblich und unschuldsvoll wie eine Taube … Und, mit dem Bilde vergleicht dann diese Ländler und diese Schottischen! Wie die Röcke fliegen! Wie der Boden kracht! O Familienväter! Schildert ihnen doch das um des enthaupteten Johannes, um dieses ersten Pfarrers auch in einer Wüste, willen! Schildert den Eindruck, wenn nun später die Bursche anfangen von Bier und Taback und Branntewein zu glühen und die süße Unschuld des Herzens, der zarte jungfräuliche Leib euerer liebsüßen Mägdelein, deren Kindeslallen euch ach! so inniglich erquickte, in die Arme solcher Buben sinkt! Schildert ihnen, was diese beweinenswerthen Lümmel nun die Dreistigkeit haben in ihr keusches Ohr für Gift zu träufeln! Wie sie sich hinsetzen, euern Töchtern das klebrige Glas vollschenken lassen und Hand in Hand sie auffordern, mit ihnen erst durch Redensarten hindurchzuwaten, durch den Pfuhl der Erinnerungen und Erfahrungen, die sie aus ihren gottesvergessenen lutherischen Garnisonen mit heimgebracht haben, aus der Plage der allgemeinen Militärpflicht, die ihr schon so oft zu allen drei Teufeln,[44] wo sie herstammt, hingewünscht habt! Unsere Bursche sind schön, herrlich gewachsen, wie ihr selber noch die strammsten Männer seid! O, so kommt es, sie standen fast alle bei der Garde! Nun kehren sie wieder aus der Residenz selbst, wo diese Unglücklichen leben müssen ohne die trauliche Verbindung mit unserer gnadenreichen Mutter, wo sie nur dürftig genießen die heilige Zehrung, die Herzenserleichterung am Ohr eines geweihten Priesters, ja wo eine jammervolle Veranstaltung unserer Neunmalweisen sogar möglich gemacht hat, daß diese armen Tröpfe, diese guten lieben Kerle, euere Söhne, euere Neffen, euere jüngern Brüder, wol gar in die Kirchen der Ketzer commandirt werden und ihr treues Herze, ihr manchmal doch noch reines, unverdorbenes Gemüthe die Weisheit solcher Geistlichen von einer Kanzel herab hören müssen, deren wir ja sogar jetzt einen in Witoborn haben – Gott im Himmel erbarme dich! einen »Priester« mit sieben lebendigen Kindern! … O, ich beschwöre euch, Familienväter, thut das Eurige, euere Kinder und Kindeskinder, an die ihr mit Stolz denken könnt, nicht zu verkaufen an den, der ausgeht, sie zu verschlingen! Uebernehmt, obschon nicht geweiht, das Amt des Priesters! Sprecht am brennenden Kienspan in jeder Hütte von der Sünde, die ja schon darin liegt, nur etwas zu wagen, was möglicherweise Sünde werden könnte! Grabt es ihnen im Bilde vor, das Grab der Unschuld und Tugend! Sagt ihnen: Wandle, Mensch – Mensch, wandle dort, wo du wünschen möchtest einst dein Sterbebett hingestellt zu haben! Kannst du, o Jungfrau, o Jüngling, dir unter Gefahr einer Todsünde nur vorstellen, daß der Tanzboden[45] dein Sterbebett wäre? Kannst du dir denken, daß an diese Stelle ein Priester hinkäme und dir das heilige Oel brächte? Kannst du dir denken, daß die Gliedmaßen deines Leibes dir dort gesalbt werden könnten zum letzten Pfade an die Pforten der Ewigkeit? …

Längst schluchzte der Meyer … Diesem kam die Wehmuth am ersten zu und sie war ihm natürlich. Sie war ihm das schon von der Anstrengung seiner Nerven und dem stärkern Druck derselben infolge seiner schwierigen Zwischenstellung zwischen Gemeinde und Pfarrer …

Auch der Moorbauer wandte sich ab … Auch die beiden andern äußerten Bedürfniß, sich ihre Nasen zu putzen und suchten nach ihren blauen Sacktüchern … Nur der Finkenmüller blieb kalt und wagte ein:

Bitte, Herr Pfarrer –

Schweigen Sie! fuhr ihn Müllenhoff an, ganz aus der sanften Rolle fallend …

Als der Finkenmüller dann schwieg, fiel er auch gegen ihn wieder in den sanftesten Ton zurück und fuhr fort:

Soll denn die Heiligung der Sitten nur möglich sein da drüben in den Berg- und Fabrikdistricten, wo die lutherischen Pastores nichts vom Christenthum kennen als die Bibel, und von ihren eigenen Weibern und Kindern so in Anspruch genommen werden, daß sie für euer Seelenheil keine Zeit mehr übrig haben? Sollen wir nicht zeigen, was gerade wir vermögen aus unserm Grunde, der da ist der Fels Christi? Sollen sie uns verspotten um unsern heiligen Liborius und sagen: Seht, soviel Kinder kommen außerhalb der Ehe bei uns und soviel bei denen! Schlagt mir den Tanzboden ein, sag' ich, oder ich prophezeie[46] nichts Gutes für unsere Mutter Kirche! Finkenmüller! Geh in dich! Denke, daß die Gemeinde dir ein Opfer bringen wird! Sie wird dir den Ausfall deiner Einnahmen ersetzen! Sie wird den Jungfrauen- und Jünglingsbund nicht abhalten, dennoch bei dir einige Stunden des Sonntags der Erholung und der Freude zu widmen! Ich schlage vor, daß jedes Mitglied in eine Büchse einen Groschen wirft zur Abkaufung des Tanzes! Der heilige Augustinus, der auch erst ein lasterhafter Heide war, ehe er zur Erkenntniß kam, wird diese Spende segnen! Die heilige Afra wird sie segnen, sie, die einst Spiel und Tanz zu Augsburg in ihrem Hause zur Anlockung der Sünde hatte und durch den heiligen Paullinus bekehrt werden mußte, wird sie segnen! Es ist wahr, der heilige Franz von Sales hat unter gewissen Umständen den Tanz gestattet. Aber so innig ich ihn sonst verehre, den frommen Bischof, ich fürchte, er lebte in zu vornehmen Verhältnissen, um sich – (Müllenhoff stockte jetzt etwas) einen Zustand, wie den um Witoborn herum vergegenwärtigen zu können … Er kannte diese Menschen nicht, die jetzt aus dem ihm auffallenderweise sehr werthen Paris kommen … Er kannte Menschen nicht, die dort die Theilung der Güter proclamiren, diese Handwerksburschen, die keinen Hof sehen können, ohne zu sagen: Aber der Garten dazu ist mein! keine Kuh, ohne zu sagen: Aber das Kalb gehört mir! keine Henne, ohne zu sagen: Aber die Eier legt sie für mich! Haben wir nicht etwa auch schon solches Volk unter uns? Maîtres-tailleurs und ähnliche – Schneider?

Schneid hieß der neue Hausknecht, der in Schloß[47] Westerhof eingetreten und dem Meyer noch nicht ordentlich gemeldet war … Jean Tübbicke bürgte für ihn …

Müllenhoff hielt eine Secunde inne. Da fand der Finkenmüller Zeit, einzuwerfen:

Ich bin aber gewiß, der Herr Archipresbyter –

Was sind Sie gewiß? unterbrach Müllenhoff. Ich, ich, auch ohne den Archipresbyter, ja ohne den Heiligen Vater in Rom, hätte die Macht, im Beichtstuhl zu strafen! Ich könnte denen, die in den Stand der Ehe zu treten gedenken, nur eine stille Messe lesen, wenn sie nicht das Versprechen zur heiligen Dreieinigkeit ablegen wollen, auf ihrer Hochzeit nicht tanzen zu lassen! Ich thu' das nicht. Ich will euch in Güte gewinnen. Hier ist das Büchlein über die Stiftung der Bündnisse. Da habt ihr zwanzig Exemplare zur Vertheilung. Zu nächsten Ostern ist alles in Ordnung. Am Charsamstag hält der Bund eine Procession und laßt nur die Buben stehen und lachen und die losen Weiber und die Hebammen an der Spitze, wir werden die Lästerer schon auf die Knie bringen, wenn in der Mitte der Jugend Ihr, Finkenmüller, selbst die Fahne tragt und ich gleichfalls hinterher gehe, die Hand mit dem hochwürdigsten Gute!

Vor diesem magischen Wort schwiegen nun wol die Männer … Der junge Kämpfer siegte … Alles blieb still … Müllenhoff holte von einem Bücherbret zwanzig kleine Broschüren und zählte sie ihnen ab …

Herr Pfarrer … sagte der Meyer inzwischen. Sie sehen, wir werden das Unserige thun! Es wird einen schweren Kampf kosten! setzte er seufzend hinzu. Schon heute, wo infolge des Leichenbegängnisses alles auf den[48] Beinen ist, schon heute sollt' es auf dem Finkenhof zwar ein bischen lebhaft werden –

Dem Lutterberg zu Ehren! meinte Müllenhoff im Zählen. Ja, was werden die Teufel heute im Lutterberg rumoren!

Aber tanzen lass' ich heute nicht! sagte der Finkenmüller. Aber in Zukunft –

Ja habt doch nur Muth, Leute! unterbrach Müllenhoff; habt doch Muth! Das Uebrige macht das Rügengericht und der Kirchenconvent –!

Ja, Kirchenconvent und Rügengericht –! riefen alle durcheinander … Es war ein Thema, dessen Erörterung noch im Rückstand blieb …

Nun? lautete Müllenhoff's erwartungsvolle Frage …

Sie haben das Rügengericht eingeführt, Herr Pfarrer, sagte der Meyer, und ziehen sich nun selbst zurück? Schieben uns nur so vor? Jeden Ersten sollen wir zu Gericht sitzen und wenn die Weiber uns auslachen und die jungen Bursche uns den Buckel voll Schläge androhen und wir nicht wissen, wie wir unsere Autorität aufrecht erhalten sollen, wollen Sie im Feld spazieren gehen oder in Ihren Büchern studiren? Nein, mit Vergunst, Herr Pfarrer! Wenn das Rügengericht sich halten soll – und ich habe nichts dagegen, wenn wir sorgen, daß nicht jeder Plunder an den Landrath oder die Gerichte kommt – so müssen Sie den Vorsitz führen, Herr Pfarrer!

Und Sonntags Nachmittags müssen Sie die Kirche dazu hergeben! fielen alle ein …

Erst wollte Müllenhoff ironisch ausweichen. Aber auf[49] das Wort »Kirche hergeben« rief er, als sollte man es hundert Schritt weit hören:

Ich bin das ewige Gericht und sitze zur Rechten des Schöpfers Himmels und der Erden!

Nein, setzte er dann den auf den Tod Erschrockenen hinzu, gebt euch nur getrost diese Autorität selbst!

Die aber – das – das können wir nicht!

Wird kommen, wenn ihr selbst nicht mehr bis Elf im Finkenhof unter den Zöllnern sitzt!

Halten wir uns von den Leuten apart, Herr Pfarrer, so vermögen wir erst gar nichts! sagte Hennicke …

Pro Deo! rief Müllenhoff mit feierlich lauter Stimme. Nicht Per Deum! So fängt jedes Concordat an und ich will euch das übersetzen … Glaubt ihr, guten Leute, daß ihr dem allmächtigen Schöpfer nichts anderes schenken könnt, als was ihr von ihm ausdrücklich zum Geben empfangen habt? Wollt ihr ihm denn gar nichts geben von dem Eurigen, von euerer eigenen Tugend, von euerer eigenen Moral, euerer eigenen Gerechtigkeit? Könnt ihr nichts, nichts beisteuern zur Herstellung der Ordnung in der Welt? Ihr lieben Leute, diese Opfer bringt getrost aus euch selbst! Schenkt dem Gekreuzigten euere eigene Kraft, nicht immer die, die ihr erst seinen Stellvertretern auf Erden verdankt! Ein Seelsorger soll sich nicht in die weltliche Auffassung euerer Händel mischen. Nur vorarbeiten sollt ihr seinem Wirken, sollt ihm in die Hand arbeiten, sollt –

Wir sollen nur so vorm Schuß stehen, Sie hinter unserm Rücken! rief der Finkenmüller, der wieder Oberhand gewinnen wollte und der Groschenbüchse am verschlossenen[50] und doch von ihm neulich frischgedielten Tanzsaal nicht recht traute …

Wenn ich unsichtbar unter euch bin, antwortete Müllenhoff, schon siegestrunken, aber doch scheinbar gelassen und milde, so ist das für euch eine Schande, Männer? Ich werde, wenn wir auf unserm Wege fortgehen und wir die Bündnisse erst haben, nicht verfehlen, das Rügengericht im Beichtstuhl zu unterstützen. Ich werde auch die schwierige Aufgabe, die wir die Visitation nennen, nicht von mir weisen. Ich werde nicht zurückbleiben hinter meinem Amtsbruder in Borkenhagen, der zu den gottverlorenen, unglückseligen Menschen, dem im Kirchenbann lebenden alten Hedemann und seiner Frau, sich nicht die Mühe verdrießen läßt wöchentlich einmal zu gehen, anzupochen, an ihren Herd sich zu stellen und sie zu bitten, an den heiligsten Ort der Welt zurückzukehren und von dem Tisch des wahren Brotes und von der Ruhe in geweihter Erde sich nicht mit Gewalt auszuschließen. Ihr wißt, wie grillig diese alten im Kirchenbann lebenden Leute sind, und wißt, warum?

Ja wohl, Herr Pfarrer!

Die Schuld traf –

Den Pfarrer Langelütje – sagte der Finkenmüller …

Den Landrath! betonte Müllenhoff mit berichtigender Schärfe. Sogleich fuhr er wieder sanfter fort:

Es soll mir ein Stolz sein, wenn solche Verstocktheit mir die Thüre weist! Ein Stolz, wenn ihr mir die Bücher aus der Hand reißt, die ich auf euerer Ofenbank finde und untersuche, ob sie zu lesen euch auch ziemlich ist! Diese Visitationen werden mir gelingen, denn die[51] Kinder sollen mich dabei beschützen! Die Bilder der Heiligen werde ich euern Kleinen zeigen, denen die Thaten derselben erzählen und die Alten werden dann auch schon heranrücken und sich schämen nicht zuzuhören dem, was christlich ist, und ich werde der Freund auch eueres häuslichen Herdes werden. Das Rügengericht aber, das ist euere Sache!

Wenn Sie nur wenigstens, Herr Pfarrer, sagte der bedrängte Meyer, bei der Strafe, die der Kirchenconvent dictirt, mitstimmen wollten!

Auch das nicht, lieb' Väterchen! Ich bedanke mich, gutes Meyerchen! Ihr sollt selbst am Kreuz des Erlösers tragen helfen! Ei, wißt ihr denn nicht, was unser hochheiliges Rom mit seinen »Concordaten« sagen will? … Nicht, weil ich nicht die Kraft hätte – ach, unser hochheiligster Jesus, der hatte die Kraft, die Erde aus ihren Angeln zu reißen – Daß er aber dennoch auf Golgatha das Marterholz mit rinnendem Schweiß und tropfendem Blut getragen hat und daß er lieber zusammenbrach wie euersgleichen, das war blos um zu sehen, wer hinzutreten würde – um ihm zu helfen! Gelegenheit wollte er blos andern geben, sich den Miteintritt ins Paradies zu erwerben. Und in dieser göttlichen Güte ahmen ihm jetzt seine geweihten Priester sowol beim Rügengericht wie beim Kirchenconvent und noch in vielen andern weltlichen Dingen nach. Ihr könnt alle Tage so heilig werden, wie Simon von Cyrene es wurde, der dem Heiland das Kreuz tragen half! Weist, ich bitte, die Gelegenheit dazu nicht ab! Kennt ihr den Fluch, der jenen Schuster traf, der das Ausruhen auf den Stationen des heiligen Kreuzwegs unterbrach[52] und frech die beiden Kreuzträger anschnauzte, was sie hier vor seinem Laden halt machten und ihm die Kundschaft verjagten? Bis zur heutigen Stunde haben die Juden infolge dieses Schusters auch noch keine Ruhe gefunden; sie irren innerlich noch immer umher, wenn sie auch äußerlich in Witoborn allerlei Seelen und einige Landräthe im Sack haben. Jeder Jude, den ich sehe, und säng' er noch so schön, wie der, der neulich hier mit dem Herrn von Terschka die Güter vermaß und eine gottlose Arie nach der andern pfiff, kommt mir wie eine unbegrabene Leiche vor. Der Kirchenconvent, das seid ihr! Wer die Gemeinde als Spieler und Vagabund belästigt, nicht zum Abendmahl kommt, schlechte Bücher liest, den laßt getrost euere Entrüstung fühlen und wenn es zehnmal die meinige ist und es euere Schwäger oder Vettern sind, die es trifft! Ich kenne das. Auf meiner ersten Pfarre – ja, da saß ich im Kirchenconvent. Was geschah? Jede Strafe mußte ich dictirt haben! Der Meyer dort war Soldat gewesen und ein wahrer Profoß an Zorn und Strafwuth. Für jedes Zuspätkommen bei der Messe hätte er einen Louisd'or verlangen mögen, von denen zumal, wo er wußte, daß sie dergleichen Waare im Kasten haben. Begegnete er dann so einem um lumpige fünf Groschen Gestraften, so grüßte er ihn schon von weitem als Herzbruderkamerad und schüttelte ihm die Hand und sagte: Brüderlein fein, wie leid that mir's doch neulich wieder mit den fünf Groschen, aber – nun bohrte er einen Esel in die Luft und mit einer Kutte drüber und gleichsam als wenn – siehst du, der Pfaffe drüben, der hat's decretirt, hat nicht eher nachgelassen![53] Ja, der Kerl haßte seinen Schwager so, daß er ihn über den Weg hätte vergiften können, und nun sollte ichs immer gewesen sein? Nein, solche Niedertracht lass' ich bei uns nicht aufkommen … Ihr richtet! Ihr straft! Und dann muß ich euch auch noch in aller Aufrichtigkeit sagen: Die Beweise der Würdigkeit, die ihr habt, in meiner Gesellschaft zu sitzen, müßt ihr mir erst noch geben. Ich schätze euch als Männer von Rang und Ansehen, aber der Taback, den ihr manchmal raucht, ist nicht meine Sorte. Ich meine das in aller Güte und anders als hier in der Pfeife (– er nahm diese jetzt wieder –) aber es ist mir bereits schon vorgekommen – ich will nichts von euch sagen – daß Jockel, wenn er einmal wegen Schwächung citirt wurde – den Vorsitzenden Pfarrer anzulachen die Frechheit hatte und sagte: Wir sind allzumal Sünder und brauchen einen und denselben Doctor! Nein, unsern Willen sollt ihr thun; das versteht sich; aber aus euerer eigenen Entschließung! So machen wir's von jetzt an auch allüberall! Auch im Großen, auch in Staatsangelegenheiten. Das nennt man Concordate. Ihr Leute! Pastoralklug ist gut. Leider aber, wie die Welt nun einmal ist, muß man auch manchmal ein Bissel pastoralpfiffig sein!

Damit lachte Müllenhoff sich selbst so vergnügt Beifall, daß auch die Bauern um ihn her lachen mußten und der Meyer meinte:

Na, wir kommen schon zusammen, Herr Pfarrer! Geben Sie ein bischen nach und wir auch ein bischen – alles mit Bedacht und ohne uns und Ihnen etwas zu vergeben! Neulich noch rieth uns Herr von Terschka selber dazu, daß wir uns ganz nach Ihnen richteten![54]

So? sagte Müllenhoff, sich im Lachen mäßigend …

Ja, fuhr der Moorbauer fort, wir sollten für den Bund die Auszeichnung einer Medaille einführen, dann würden alle beitreten!

Da hatte er Recht! meinte Müllenhoff und setzte hinzu: Nun, der ist ja wenigstens noch von uns!

Und dann sagte er auch, sollten wir mit dem Domherrn sprechen! Der würde allem schon das rechte Schick geben …

Nun ist's genug! sagte Müllenhoff kurzweg und that, als wollte er gehen. Das Lob des Domherrn mochte er nicht hören …

Die Männer öffneten die Thür. Erst wollte der Moorbauer hinaus, der am nächsten stand …

Wie er sich verbeugte, fiel er fast, sah dann hinter sich und entdeckte etwas, das auf der Flur draußen stand und beinahe von ihm umgeworfen wurde …

Auch Hennicke stolperte schon …

Was steht denn da? fragte Müllenhoff aus seinem innersten Vergnügtsein heraus …

Die Männer traten in die Stube zurück und blickten auf einen Korb, der dicht an der Thürschwelle stand und verdeckt war …

Was soll denn das da? sagte Müllenhoff und suchte nach seiner Bedienung.

Der Korb sah seltsam aus. Niemand hatte recht den Muth ihn wegzuheben. Er war oben offen und hatte ein kleines Schirmdach, das mit rothem Zeuge verhängt war … Man hätte glauben mögen, es war ein Korb, wie man ihn auf Wiegen befestigt …[55]

Müllenhoff, blutroth schon, sah die verlegen lächelnden und zurückweichenden Männer an …

Kathrein! rief er laut. Was steht denn hier im Wege?

Eine Magd, die das kanonische Alter hatte, eine jüngere, die nicht beim Pfarrer, sondern bei ihr diente, kamen herbei und verwunderten sich »des Todes« über den Korb …

Alle hatten die Ahnung, daß sich jemand ins Hans geschlichen und an der Thürschwelle des Pfarrers – ein Kind ausgesetzt hätte …

Zornentbrannt und doch voll tiefster Verlegenheit riß Müllenhoff die rothen Vorhänge des Korbes auf und richtig! in Betten versteckt, lag mit weißem Häubchen ein Kind, wie sich jedoch die Kathrein sofort überzeugte, kein lebendes, sondern ein allerliebstes, niedliches Wachspüppchen …

Unter Gelächter zog sie es hervor …

Die Männer wagten nicht in das Gelächter mit einzustimmen, sondern hielten die Hand vor den Mund und entfernten sich rasch, um erst draußen, wie man zu sagen pflegt, »loszupruhschen« …

Das ist – das ist ja ein niederträchtiger Streich – ein Streich nur von der Schmeling! rief der Pfarrer. Meyer! schrie er diesem nach. Sie untersuchen das! Melden's gleich dem Landrath! Er soll euern Schreiber schicken! Auf der Stelle! Da seht ihr nun euere Zucht und Ordnung! Ich werde das Schandstückchen von euch auf die Kanzel bringen!

Der Meyer stand verlegen an der Hausthür …[56]

Es wurde gefragt und geforscht, ob man denn nichts erblickt, niemanden im Hause gesehen hätte …

Den Jean Tübbicke, den buckeligen Stammer, den Perrükenmacher Schneid, alle Verdächtigen rief Müllenhoff der Reihe nach auf … In Witoborn sollten alle Korbmacher, alle Puppenverkäufer, alle Händler mit Betten und rothem Kattun Haussuchung bekommen … Dann wieder fiel ihm die Lächerlichkeit des ganzen Vorfalls auf. Schäumend warf er die Thür hinter sich zu und schrieb nun selbst an die Polizei in Witoborn. Hätte er nur den Tübbicke gehabt, um seinen Zorn ganz auslassen zu können!

Erst allmählich kehrte ihm die Ruhe zurück beim Blättern in den Exercitien Loyola's und beim Wiederlesen des Billets der Frau von Sicking … Dann ordnete er seine Toilette, rüstete sich mit einigen »geistreichen Gedanken« für das Diner und ging, ganz ein Papst Hildebrand vom Dorfe, mit festem Schritt hinaus in den frischen Wintertag.

Quelle:
Karl Gutzkow: Der Zauberer von Rom. Roman in neun Büchern, Band 5, Leipzig 1859, S. 26-57.
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