Siebenter Auftritt

[38] EMPEDOKLES.

Ja!

Ich gehe meines Weges, Kritias,

Und weiß, wohin? Und schämen muß ich mich

Daß ich gezögert bis zum Äußersten.

Was mußt ich auch so lange warten,[38]

Bis Glück und Geist und Jugend wich, und nichts

Wie Torheit überblieb und Elend.

Wie oft, wie oft hat dichs gemahnt! Da wär

Es schön gewesen. Aber nun ists not!

O stille! gute Götter! immer eilt

Den Sterblichen das ungeduldge Wort

Voraus und läßt die Stunde des Gelingens

Nicht unbetastet reifen. Manches ist

Vorbei; und leichter wird es schon. Es hängt

An allem fest der alte Tor! und da

Er einst gedankenlos, ein stiller Knab

Auf seiner grünen Erde spielte, war

Er freier, denn er ist; o scheiden! – selbst

Die Hütte, die mich hegte, lassen sie

Mir nicht – auch dies noch? Götter!


Quelle:
Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 4, Stuttgart 1962, S. 38-39.
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