Neunter Auftritt

[77] Eisenstein. Dann Frosch und Dr. Blind.


EISENSTEIN allein. Ein anderer wurde also in meiner Wohnung arretiert und hier eingesperrt! Dieses zweite Ich hat mit meiner Frau soupiert, während ich ... Diese Entdeckung hat mich auf einmal ganz nüchtern gemacht! Ich brauche keinen Tee mehr, aber einen Erlaubnisschein brauche ich, wenn ich mich besuchen und mit mir selbst reden will! Es ist zum Tollwerden!

FROSCH führt Blind, der wie im 1. Akt gekleidet ist, herein. Bitte, nur hier zu warten, Herr Doktor. Ich hole den Herrn von Eisenstein. Ab.

BLIND erblickt Eisenstein. Was sagt der Mensch? Er holt Sie? Sie sind ja schon da!

EISENSTEIN. Das geht Sie gar nichts an! Ich bin nicht nur da, sondern auch dort! Was wollen Sie hier, rechtsverdrehender Aktenwurm?[77]

BLIND. Was ich hier will? Sie haben mich doch rufen lassen.

EISENSTEIN. Ich hätte Sie rufen lassen?

BLIND. Aber der Amtsdiener sagte doch ausdrücklich, daß mich Herr von Eisenstein zu sich bescheiden lasse!

EISENSTEIN. Weil Herr von Eisenstein ein Dummkopf ist!

BLIND. Wohl möglich, aber ...

EISENSTEIN. Das heißt, nicht ich, sondern der andere ist der Dummkopf! – Halt, eine Idee! Sie müssen mir Ihre Stelle abtreten!

BLIND. Meine Stelle? Herr von Eisenstein stehen sich doch viel besser!

EISENSTEIN. Nur bei der Zusammenkunft mit Herrn von Eisenstein; so kann ich ihn kennenlernen und ihn zugleich aufs genaueste inquirieren.

BLIND. Sie reden ja lauter konfuses Zeug!

EISENSTEIN. Um so mehr werde ich Ihnen gleichen! Ihren Rock brauche ich, Ihre Perücke, Brille und Akten! Vorwärts, Sie armseliger Aufklauber von Milderungsgründen, sonst erdroßle ich Sie! Treibt ihn rückwärts ab.


Quelle:
Johann Strauß: Die Fledermaus. Text nach H. Meilhac und L. Halévy von C. Haffner und Richard Genée, Stuttgart 1976, S. 77-78.
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