Der Hahn und der Fuchs

[193] Ein alter Haushahn hielt auf einer Scheune Wache;

Da kömmt ein Fuchs mit schnellem Schritt,

Und ruft: O krähe, Freund, nun ich dich fröhlich mache;

Ich bringe gute Zeitung mit.

Der Thiere Krieg hört auf: man ist der Zwietracht müde.

In unserm Reich ist Ruh' und Friede.

Ich selber trag' ihn dir von allen Füchsen an.

O Freund, komm' bald herab, daß ich dich herzen kann.

Wie guckst du so herum? Greif, Halt und Bellart kommen,

Die Hunde, die du kennst, versetzt der alte Hahn;

Und, als der Fuchs entläuft: was, fragt er, ficht dich an?

Nichts, Bruder, spricht der Fuchs; der Streit ist abgethan;

Allein, ich zweifle noch, ob die es schon vernommen.


Quelle:
Friedrich von Hagedorn: Sämmtliche poetische Werke, Leipzig o.J, S. 193.
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