Der schönste unter den Menschen-Kindern.

[513] Deß HERREN CHRISTI JESV unsers Erlösers Menschliche Gestalt war / wie solche uns Nicephorus beschreibet / ein holdseliges freundliches Angesicht /gantz lichte Farb an Haar und Bars so ihm auff beyde Achseln herab hieng / mitten im Kopff eine Scheitel /glatte Stirn / gantz keine Runtzel / das Gesicht mit lieblicher Röte vermischet / der Bart in mitten zertheilet und krauß / ein schöner gerader länglichter Leib /ernstliche Rede führent / wenig gelachet / offt geweinet / nur zur Noth geredt / sonst aber gantz still.

Von dem Minotauro dem ungeheurigen Thier lieset man / daß es oberhalb wie ein Mensch gewesen /unten wie ein Ochß / welchem die Athenienser jährlich in seinem Labyrinth oder Wünder-Burg 7. lebendige Kinder haben fürwerffen müssen / sonsten hätte es gefressen wen es bekommen. So sich iemand gewaget solches ümb zubringen / ist er von ihm gefressen worden / weiln er sich nicht wieder aus den Irrgängen heraus finden können. Endlich ist Theseus deß Egel Atheniensischen Königes Sohn (in nachrichtung[513] eines hienach gezogenen Fadens) ins Labyrinth kommen /und denselbigen ümbgebracht. pag. 45. Faustus.

In Thüringen war eine Frau vom Adel / die gieng am Tag Mariæ Krautweih in die Kirchen / und weiln sie schwanger und ihr die Kräuter ins Gehirn stiegen /wurd sie drüber kranck und fället in eine Ohnmacht /als wäre sie todt. Ihr Jungker wird gefragt / ob er sie woll lassen heimtragen / er sagt nein / weiln sie in der Kirchen verstorben / woll er sie allda lassen; er wird weiter gefragt / ob er ihr die güldene Ketten / Ring und Armgeschmeid / wolte abnehmen lassen / sagte er / weiln er seines lieben Weibs entrathen müste / könte er deren Geschmeid auch entbehren. Bey der folgenden Nacht kömpt ein Dieb / wil ihr die Ring von den Händen abziehen / und die Kleinodien stehlen / da ermundert sie sich wieder / der Dieb erschrickt und laufft davon / darüber gebieret das Weib einen jungen Sohn und spricht / weiln ihr Gott so wunderbarlich geholffen / woll sie den Sohn auch dem lieben Gott im Geistlichen Stand dienen lassen / ließ ihn studieren / wurd hernach in Thüringen ein Pfarrherr / so fleißig Gottes Wort geprediget hat. In conc. fun. Magd.


Sermo datur cunctis, animi sapientia paucis.


Eine wunderliche erlösung vom Tod war diese Geschicht / vor Jahren hat man die alten Leute in[514] Teutschland nicht selbsten absterben lassen / sondern dieselbige auffgeopffert / und solcher massen ist auff eine Zeit gar ein alter Vater von einer Gräfin loß gebeten worden / welchen sein Sohn im Wald hat auffopffern wollen. Mehr ists auch also im Windischen Land mit einem alten also hergegangen / den Levin von Schulenburg / Hauptman damals erlediget hat so hernacher 20. Jahr noch sein Thorwärter gewesen / als er durch den Wald ritte / und die Leute fragete wo sie mit den alten hin wolten / schrieren sie zu Gott / zu Gott / sie wolten ihn auffopffern und schlachten /weiln er nicht mehr arbeiten könte / darüber denn der alte bitterlich geweinet. Schauplatz. pag. 298.

Zu Bernstadt bey Worms war vor Jahren ein Monstrum gebohren / dem beyde Stirn zusammen gewachsen waren / wann eines vor sich gienge / muste das andere hinterwerts gehen / lag eines auff der rechten Seit / so must das andere auff der lincken liegen /waren zwey Mägdlein / sind kommen biß ins zehende Jahr / keines kunte vor sich sondern nur neben sich sehen / als das eine starb lebete das ander wenig Tag hernacher / dieser Mißgeburt Vrsach war / daß als zwey Weiber mit einander redeten / gehet ein Mann hinterwerts hinan / und stösset ihnen die Köpfe zusammen / davon die schwangere Frau erschrack / und solches hernach die Frucht entgelten muste. Münsterus. lib. 3. pag. 911.


Hæc qvoque qvæ referam stultissime concipe frater.
[515]

Mann sagt / wenn der Wolff in der Gruben ist / so ist er am frömbsten / nicht weit von Meiland begab es sich / daß ein hungeriger Wolff in eines Mannes Meyerhoff ist gelauffen kommen / und als er die Stuben-Thür offen gefunden / da hinein gestriechen / die Meyerin laufft im schrecken hinaus / und sperret den Wolff zum Kind hinein / ruffet ihren Mann / und als sie in die Stuben hinein gehen / finden sie den Wolff zitternt stehen / und hatte dem Kind kein Leid gethan. Strigenitius.

Anno Christi 1638. begab es sich in Meissen in einem Städtlein / daß am andern Advents Sontage die Schul-Knaben / derer viere / solten zum Mittags läuten in die Kirchen gehen / als es nun geschihet / und sie bey der Orgel so versperret vorüber gehen / ist es gantz stille / nach verrichten Kirchen-Läuten als sie wieder gegen die Orgel kommen / hören sie dieselbe gehend / oder geschlagen / und vermercken keinen Menschen darbey / da kömpt sie ein grausen oder schauer an / lauffen in furchten davon und berichten ihren Schulmeister / derselbige gedenckt es könte wol der verordnete Organist auffm Werck seyn / welcher dann auch allein ven Schlüssel darzu hatte / läst es eine viertel Stund also vorüber gehen / endlichen gedenckt er / wenn etwan wäre ein böser Bub zum Werck gestiegen / nimmet die Knaben / so vorher geläutet haben / mit sich in die Kirchen / und so bald er hinan zur Kirchen kömmet / vermercket er ein grosses Wind-Gestürm /[516] so auch die Geigen welche neben der Orgel im seiten Chor hiengen trefflichen beweget hat /da hört er die Orgel schön lieblich und wol moduliren, er läßt einen Knaben übersteigen / dieselbe eröffnen / da sihet und vermerckt er keinen Menschen / er betrachtet die Balcken / überläufft das Clavier / machet die Flügel auff / es gieng aber in seinen thun immer fort. Wann sie dann darbey eine grosse furcht und grauen ankommen / haben sie dem lieben Gott solches befohlen / und sind wieder davon gangen / in einer viertel Stund hernach war es wieder gantz stille /und traffen deß domals verordneten Herren Pastoris Gedancken hierüber ein. Gott erhalt aller Orten Christliche Obrigkeit und Vnterthanen / und lasse uns fleißig erwegen die vielfältigen Wunder / so er eine Zeit hero uns vor Augen gestellet hat / wahre Busse thun / und ihm in seine gebundene Ruthen fallen /damit wir nicht Zeitlich und Ewiglich verderben mögen / Amen. Autor.

Der Berg Libanus in Phoenicia vertreibt alle gifftige Würmer / deß edlen Weirauchs wegen / so er von sich gibt / hat Sommer und Winter Schnee / hat Opffel eines Mannes Häupt groß / so an den Cedern-Bäumen wachsen. Pluma tegit volucres, oribus sua lana decorn est. D. Montevilla.

In der Insel Cypern ist die Ernde im Frühling / und über Winters gehet das Vieh auff der Waid /[517] Sommerszeit aber muß es daheim bleiben / wegen der grossen unerträglichen Hitz. Münsterus lib. 5. pagina 1336.

Psammetichus wolte auft eine Zeit gerne wissen /was doch den Menschen von Natur vor eine Sprach angebohren wär / ließ zwey Kinder von ihrer Mutter brüsten nehmen / von Leuten abgesondert in einem wilden Wald aufferziehen / befahl auch bey Leibs-Straff / daß niemand etwas mit ihnen reden solte / thät zu den Kindern eine Amme / so ihrer pflegen solt /und ließ derselbigen die Zunge ausschneiden / als er aber nach zweyen Jahren die Kinder hören wolte /kunten sie nichts sagen / als das Phrygische Wort Beccus / so so viel als Brot heisset. Herodotus.

Zu Rom war vor Jahren eine solche lange Weibs-Person / daß viel frembde Leut Wunders wegen dahin kamen / dieselbige nur zu sehen. Augustinus.

In Seeland ist vor dessen auch eine Frau gewesen /welche zwey Vässer voller Bier auff 400. Welsche Pfund schwer: Item / einen Baum so 8. Männer kaum heben können / (gleich wie die Domka in Böhmen so eine Kuh eines Mußqveten schuß weit tragen können) wohin sie gewolt / von dannen schaffen mögen. Mercator in beschreibung Seelands. Schauplatz. pag. 534.

Im Land von Mechelburg hat man Anno Christi 652. etliche 100. Bäum gefunden / auff welchen[518] Kornähren / Hafern / Erbsen und andere Früchte mehr gewachsen. R. pag. 50.


Diabolus nominatur Legio propter multitudinem.


Philippus Melanchthon schreibt / ich hab eine Freundin zu Heidelberg gehabt / eine Gottsfürchtige Matron / die ist nach ihres Mannes absterben stets bekümmert gewesen / und als sie einsmals gantz allein in der Küchen gesessen und traurig gewesen / geht die Stiegen hienauff ein langer starcker Franciscaner Münch / und mit demselbigen ihr voriger Eheman /treten hiebey zu dem Herd / und der vermeinte Mann grüsset das Weib / spricht auch zum Münch er sol unter dessen in die Stub hinein gehen / er habe was sonderliches mit dem Weibe zu reden / der Münch thut es / unterdessen redet er von etlichen aussenstendigen Schulden und andern Sachen mehr / als er nun eine gute weil geredet / begehrt er an das Weib / daß sie ihm die Hand dareiche / welches sie im Anfang aus furcht nicht thun wollen / doch endlich darzu überredet wordē. Als sie der vermeinte Man in seine Händ überkommen / hat er ihr ihre Hand als eine schwartze Kohlen verbrennet gehabt / und ist drüber verschwunden / und schreibt Herr Melanchthon / ich und andere ehrliche Leute haben die verbrante Hand offtermals gesehen. Christ. Georg. in l.c.


Sæpe timor multos in summa pericula duxit.


[519] Anno Christi 1631. geht ein Bergman zu Pl. mit zweyen Kindern und der Magd vom nechsten Dorff da er was Geträld geholet / Abends 10. Vhr bey hellen Monscheln wieder nach Hauß / da wirfft es eyferig mit Steinen nach ihm / daß sie auch den seinigen über die Füsse springen / er hebt einen solchen Stein auff /und wil ihn zu Hausse seinem Weibe zeigen / als er nun heimkompt / das Korn ausschüttet / und solchen Stein vom Boden auffheben wil / bläset es ihm das Grubenlicht aus / daß man den blaser hören können /dißmals schadete es dem Manne nichts / aber in einem halben Jahr hernach starb er / sonst ein frommer Gottsfürchtiger Mann. Autor.

Man lieset von einer Insel Langho / über welche Hippocras Herr ward / ist aber dem Türcken zuständig / der hatte eine Tochter die war verzaubert in eines Drachen Gestalt / also / daß sie wieder in Weibs form kommen solt / wo sie ein Ritter kühnlich auff den Mund küssen würde / sie würde aber hernach nicht lange leben: Auff eine Zeit war ein Ritter S. Johannis Ordens / von der Insel Rhodis / der unterstund sich diß Abentheuer zu verführen / ritte in dz Loch darinnen der Drach war / da hub der Drach so grimmiglich das Haupt auff / daß er und das Roß erschracken / und sich über einen Felsen stürtzten und todt blieben. Zur andern Zeit war ein junger Gesell auff einem Schiff / und da sie daselbst anländeten / frisch Wasser in das Schiff zusuchen / und gantz nichts vom Drachen[520] wusten / kömmt er ungefehr zu dem selbigē verfallenen Castell / darinnen saß eine schöne Jungfer / die strälete ihr Haar / zierete sich köstlich und besahe sich im Spiegel / als sie nun deß Jünglings innen wurd / fragete sie ihn was er wolte / ob er ein Ritter wär / da er sagte nein / sprach sie zu ihm / lasse dich zum Ritter machen / und komme wieder / küsse mich ins Drachen Gestalt auff den Mund / so werde ich erlöset / und bleibe dein mit einem grossen Schatz von Gut und Gelt / fürchte dich gantz nicht / ich thue dir nichts / denn ich bin also verzaubere worden / und kan nicht anders erlöset werden / er that es / und als er wieder zum Loch kam / gieng ihm der Drach so greßlich entgegen / daß er kümmerlich ümbkam und bald darauff starb / wie dann das Glück ihren vielen wiederwertig war / die Inwohner nennen den Drachen die Land-Frau / denn er begab sich deß Jahrs zwey oder dreymal auffs Land / that niemand nichts / wenn man ihn nicht erzürnete. D. Montevilla im Reißbuch.

In klein Armenien steht auff einem Felsen ein Gebäu / das heist die Sperberburg / zwischen die Städten Lacus und Persibech gelegen / auff demselben war vorzeiten eine schöne Jungfer und Sperber / wer da 7. Tag und Nacht ohne Gesellschafft wachete /dem gab sie was er fodern thät / von alle dem was zu Glück dienete. Eine Zeit bewacht ein König aus Armenio solchen Sperber / endete auch die Tage deß wachens / wolte hernach nichts anders haben / als ihren[521] Leib / weiln er vorhin reich war / aber sie sagete / solches wäre ihm nicht versprochen worden / könte auch dasselbige nicht überkommen / solte von Reichthumb und Herrligkeit was fordern. Als er aber von ihrer Person nicht ablassen wolt / verfluchte sie ihn /daß er mit seinen Nachkommen biß auffs neunde Geschlecht / stets arm seyn solte / Krieg / Angst und Noth vor seine Müh haben / und seinen Feinden unterthan seyn müste / darüber sie auch hernach Land und Leute verlohren / arm worden / und dem Türcken biß auff diese Stund unterthänig seyn müssen. Aber eines armen Mannes Sohn bewachte hernach den Sperber / der bat / daß er möchte ein Glückseliger Kauffman werden zu Wasser und Land / und solches ward ihm von der Jungfer gewehret / ward ein berühmter groser Kauffmann. Wo aber ein Mensch schläffet bey dem wachen / so ist er deß todes. Doctor Montevilla.

In groß Armenien nicht weit vom Berg Acerion ist der Berg Ararath / welchen die Jüden heutiges Tages Cana heissen / da die Archa Noe zu finden / wenn es hell Wetter ist / kan man sie sehen / ist etliche Meilen hoch / es kan weder Leut noch Vieh hinauff kommen /unten am Berg ist ein Kloster / da hat ein Münch Gott inniglich gebeten / ihm solche schauen zulassen / dessen er auch gewehret worden / und als er solche wol besichtiget / hat er ein stück darvon mit herab ins Kloster getragen. Montevilla.[522]

Nicht weit von Hebron ist eine Höl in einem Felsen / darinnen Adam und Eva gewohnet und ihre Kinder daselbst gezeuget haben sollen / an demselbigen Ort ist Adam aus einem Läimen Kloß gemachet und von dannen ins Paradiß getragen worden / darinnen er neben der Eva drey Stunden geblieben seyn soll / als denn sie wegen deß Vngehorsams wieder ausgetrieben worden sind D. Montevilla.


Spem dat latro, David, Paulus, Petrus, atque Maria,

Persidus inspiciat Petrum, prædoque latronem

Crudelis, Paulum, qværens terrena Mathæum,

Zachæum cupidus, immundus carne Mariam

Inspiciat tandem ille David etc.


Kein Sünder ist so groß nicht / dem nicht Gott wolte gnädig seyn / wo er alsobalden hertzlich sein böses thun bereuet / ümb Gnade bittet / und sich zu bessern gedencket / aber wo Gottes Zorn auch anbrennet / ist solcher hernach nicht zu leschen.

Loths Weib stach der Kützel das verderben über die Menschen freudig anzusehen / drumb es dem höchsten nicht gefallen kunt / must zur Saltz-Seulen werden / so noch im blachen Feld nicht weit vom rothen Meer / heutiges Tages stehet und stehen muß biß an der Welt Ende / da auch gleich reysende Leut ein stück darvon abschlagen / findet man es doch andern Tages wieder gantz / vor kurtzen Jahren schlug ein reysender Kauffman von der Seulen eine gantze Hand ab / nahm sie mit sich / und als er wieder zu rück[523] reysete / die Seul besahe / wurde sie vollkömlich wieder befunden / drümb ein iedes vor sich sehen sol / ehe es andere Leut ausklügele / in ihrem thun begaffe / denn es heisset:


Sih nicht auff mich / sondern auff dich /

Thue ich unrecht so hüte dich /

Richt nicht mich und die meinen /

Sih vor an dich und die deinen. D. Montevilla.


Nicht weit von Jerusalem seete ein Mann zur Zeit deß Herren Christi Cicern Erbeiß / als ihn nun im vorüber gehen der HERR JESVS fragete / was seest du? sagete er hönisch drauff / ich see Steinlein / da sagte der / HERR JESVS darauff / so geschehe daß du deß Samen einsamlest / da hat er nichts anders im Herbst als lauter Steinlein / vor die Cicern Erbeiß /gleicher Form und grösse eingesamlet / und werden auch noch heutiges Tages aldort gefunden / nach aussage der reysenden Personen. Doctor Rauchwolff.

Vorzeiten hat im Zürchischen Gebiet ein Einsiedler gewohnet / welcher junge Raben aufferzogen / auff eine Zeit kommen drey Mörder von Zürch bringen ihn ümbs leben / gehen wieder gen Zürch / die Raben aber (denn sie mit den Mördern sonderliche vereinigung und Gesellschafft haben /) fliehen denen Mördern so lang nach / biß sie verargwohnet und drüber eingefangen werden / auch ihren Lohn bekommen /[524] darnach flohen sie wieder zu deß ermordeten Zell /biß er begraben worden / daher der Berg Meinhardsberg genennet wird / daselbst läst man noch heutiges Tages keinen Raben am leben was überlasts thun. Meerfarth Alexandri Pfaltz-Graffens am Rhein. D. Conr. Diet.


Omnia nos Christi vita docere potest.


Anno Christi 1624. dem 3. Jan. begab sichs / daß ein Bäpstischer Officirer seinen Leuten eyferig verbot in kein Evangelische Kirche zu gehen / da kompt ein Trompeter über das Paradeiß Gärtlein Herrn Arnds so er im Pfarrhauß M. Justi Geilfusen zu sich genommen und lieset drinne / als es obgedachter Officirer sihet / reisset er es ihm aus den Händen / und wirffts in brennenden Ofen / welches hernach über eine Stund da man Kohlen zum essen heraus nehmen wollen / unter den glüenden Kohlen gantz unversehret / ja / daß man auch den Brand nichts riechen können /wieder herausser kommen mit grosser verwunderung männigliches. Dergleichen ist auch in Schlesien mit diesem Gebet-Büchlein vorgangen / ob schon deß Officires Wagen mit allem drauff befindendem wesen im Feuer verdorben / ist doch dieses Büchlein unversehret und unverhrennet geblieben / wird auch dieses hochgelehrten Mannes Ruhm / Ehre und selig Absterben wol müssen unbeschimpffet bleibē. Er starb zu Zell den 11. Maii Anno Christi 1621. und haben die[525] Braunschweigischen und Lüneburgischen Hertzogen ihm selbst persönlich das Geleit zu seinem Ruhbettlein gegeben. In seinen Studir-Jahren kam ermelder Herr Arnd zu Basel einsmals in grosse Gefahr / denn er bald im Rhein ertruncken wäre / wo nicht sein Discipel als ein Polnischer Freyherr / bey dem er domals /Præceptorirte ihm zu Hülffe kommen wäre. Gott wolte aber dem Schadenfroh solches nicht gestatten /denn er muste vielen noch den Weg zur Seligkeit zeigen. Kurtz vor seinem Ende lag er in einem tieffen Schlaff / als er erwachete sagte er / wir sahen seine Herrligkeit / als deß eingebohrnen Sohns vom Vater voller Gnad und Warheit / als ihm nun seine Haußfrau fragte / wenn er solche herrligkeit gesehen hätte /sprach er / itzt hab ich sie gesehen / daraus deß H. Geistes innerliche Wirckung zu verspüren gewesen. Als es Abends 9. Vhr war / fragte er wie viel es geschlagen hätte / da ihm nun gemeldet wurde Neune /sagte er darauff / nun hab ich überwunden / hat ferner kein Wort mehr geredet / unn ist also selig entschlaffen. D. Georg Weinrich. Arndts Büchlein vom waren Christenthumb.

Anno Christi 1653. hat zu Wilda in Littauen eines Glasers Frau ein Mägdlein gehohren mit 2. Köpffen /4. Füssen / 4. Händen / 2. Hindertheilē / und 1. Nabel.[526]

Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 513-527.
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