Das Maienblümchen

Wo des Schattens Fittig schwebet

Ob der Auen Sommerkleid,

Weinet in der Winterzeit,

Was in diesen Triften lebet.

Unsrer Nymphen Wangen gießen

Thränen, gleich dem Bergkrystall,

Und von solcher Zähren Fall

Sieht man diese Blum' entsprießen.


In dem stolzen Blumengarten

Findet man dergleichen nicht,

Darum hält dich mein Gedicht

Höher, als die andern Arten.[3]

Maienblümlein, deine Glocken,

Sind zerspaltnen Perlen gleich.

Der sich untersteht, entweich',

Eins von diesen abzupflocken.


Quelle:
Auserlesene Gedichte von Georg Philipp Harsdörffer, Johann Klaj, Sigmund von Birken, Andreas Scultetus, Justus Georg Schottel, Adam Olearius und Johann Scheffler, Leipzig 1826, S. 3-4.
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