Morgen-Lied von der Erleuchtung unsrer Hertzen

[12] Im Ton: Wo Gott zum Haus nicht giebet Gunst, usw.

Oder: Christ, der du bist das helle Liecht, usw.


1.

Die Morgen-Sonne gehet auf,

Erfreut, zu wallen ihren Lauf;

Wie ein Bräutigam kommt geziert,

So holden Glantz sie mit ihr führt.


2.

So viel der Himmel Sterne zehlt,

Ist sie vor allem auserwehlt.

Es muß ein grosser Herrscher seyn,

Der ihr ertheilt den guldnen Schein.


3.

Die Himmel rühmen Gottes Ehr'

Und geben uns auch solche Lehr,

Daß wir Ihn stets mit unsrem Mund

Hoch preisen sollen alle Stund.


4.

Der Sonnen Lauf niemals besteht

Und sonder Ruhe schleunigst geht:

So sollen wir ohn unterlaß

Ihm folgen nach deß Himmels Straß.


5.

Herr, deine Gnade, Gut' und Treu

Ist alle Morgen bey uns neu:

Erleuchte das entblöde Hertz

Mit deinem Wort, der Himmelskertz.


6.

Erwärme nun durch deine Güt'

Sinn, Seele, Hertz und das Gemüt,

Daß deiner Gnaden heller Schein

Erleucht' in uns alls, was wir seyn.


7.

So wollen wir dir allezeit

Hier dancken in der Christenheit

Und dorten mit der Engelschar

Dich ewig loben immerdar.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 5, Hildesheim 1964, S. 12-13.
Lizenz:
Kategorien: