Morgenlied

[23] G.P.H.


Von dem 1. Tag der Schöpfung der gantzen Welt.


Nach der Stimm: O höchster Gott, O unser lieber Herre.


1.

O Milder GOTT, O Schöpfer aller Dinge,

Gib, dz ich Dir mein Morgenopfer bringe:

Den Lobgesang gib mir in meinen Sinn,

Der ich ohn dich nur Erd und Asche bin.


2.

Du hast, O HERR, die gantze Welt erschaffen,

Als alles noch lag in dem Nichts entschlaffen.

Gleichwie der Tag die finstre Nacht verjagt,

Hat deine Gnad auch unser Hertz betagt.


3.

Was ist der Mensch, daß du sein so gedenckest,

Daß du zu seinen Diensten alles schenckest?

Er ist ja selbst die kleine Wunderwelt,

Die deine Huld erschaffen und erhält.

4.

Laß deinen Geist der Gnaden auf mir schweben,

Der erstlich alle Fluten kont beleben,

Daß seine Flamm entzünde das Gemüt

Und uns für allem Sündenschlamm behüt'.


5.

Dies Himmelsliecht, das diese Welt umgeben,

Erhell' in uns, daß wir auch himmlisch leben:

Der Gnaden-Glantz mit heilig hohem Schein

Soll heil und liecht auf unsren Wegen seyn.


6.

Wir sind, O GOTT, ja deiner Hände Wercke,

Du bist in uns das Leben und die Stärcke:

Schau uns auch an, heiß unsern Willen gut,

Was unser Hertz nach Menschen Schwachheit thut.


7.

So wollen wir mit Freuden nun beginnen

Den ersten Tag der Wochen und besinnen,

Daß GOTT der HERR, der Vater alles Liechts,

Die Welt und uns gemacht aus eitlen nichts.


8.

Uns, sein Geschöpf, wird Er auch wol erhalten

Und über uns mit reichen Gnaden walten.

Der Nacht und Tag verschafft und alle Zeit:

Ihm sey Lob, Ehr und Preiß in Ewigkeit.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 5, Hildesheim 1964, S. 23-24.
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