Die Fackel

[228] So tauchte die Fackel empor aus tiefer, tiefer Nacht,

und meine Hand, die Linke, hielt den Fackelschaft.

Sie trug und hielt das Feuer hoch und liess den Sturm

getrost zerfetzen diese Flamme, die doch nimmer starb.


Im Thale lagerte die kalte Finsternis.

Viel scheue Augen wachten da und sahen her

zu mir, weil ich die Leuchte in der Linken trug.

Doch selber sah ich nur die Mücken in dem roten Glanz,

die Eintagsfliegen, die sich flatternd in den Schein gedrängt –

und ahnte nicht, wie meine Fackel drunten wohl

weithin vergöttert wurde wie ein Sternenlicht.

Quelle:
Otto Erich Hartleben: Meine Verse. Berlin 1905, S. 228-229.
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