Lied des Trotzes

[35] Es lebt noch eine Flamme,

es grünt noch eine Saat –

verzage nicht, noch bange:

im Anfang war die That!


Die finstren Wolken lagern

schwer auf dem greisen Land,

die welken Blätter rascheln,

was glänzt, ist Herbstestand ...


Den Blick zum Staub gewendet,

so hasten sie dahin,

verdüstert ihre Stirnen,

dumpf und gemein ihr Sinn ...


Doch seh ich Fäuste zittern

und Schläfen fühl ich glühn,

Zornadern seh ich schwellen,

manch Auge trotzig sprühn ...
[36]

Es lebt noch eine Flamme,

es grünt noch eine Saat –

verzage nicht, noch bange:

im Anfang war die That!

Quelle:
Otto Erich Hartleben: Meine Verse. Berlin 1905, S. 35-37.
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