1

[21] Nicht sank in Schwachheit unserer Sprache Kunst,

seitdem verhallt ist früher Heroen Schritt –

wir wandeln weiter ihre Bahnen

tönenden Fusses – und schauen lichtwärts.


Wir meistern, stolz nicht minder wie jene, noch

das Wort, und kunstreich meisselt die sichre Hand

aus deutscher Sprache reinstem Marmor

nimmer-vergänglicher Formen Schönheit.


Denn für der Menschheit heilige Güter schlägt

auch uns das Herz. Die fröhliche Flammengluth,

die ewig zu den Sternen deutet,

loht auch in uns von dem Grund der Seelen.


Wie Göttern einst der lockigen Hebe Hand

geschenkt den Nectar ewigen Jugendmuths,

so wollen wir in alten Schalen

reichen den schäumenden Wein der Zeiten.

Quelle:
Otto Erich Hartleben: Meine Verse. Berlin 1905, S. 21.
Lizenz:
Kategorien: