Scena II.

[52] Zachæus. Petrus. Moyses.


ZACHÆUS.

Ein guten tag, Ehrwirdige Herrn,

Vor ewer Wird erschein ich gern,

Wie jhr mir habt entpiethen lan,

An mir solt jhr kein mangel han.

PETRUS.

Wir sagen euch gar großen danck,

Vnd was wir haben nicht vorlang[52]

Beschlossen drinne, In vnserm Rath,

Jhr jo noch im gedechtnis hat?

ZACHÆUS.

Ich weis gar wol, vergess es nicht,

Betrifft des Hansen Pfriemers pflicht.

PETRUS.

Das war es, vnd kein anders nicht.

ZACHÆUS.

Ich hab gar lang darauff geticht.

PETRUS.

Dazu bedürffen wir nun dein,

Das wirs zum ende bringen fein.

ZACHÆUS.

Ich bin aldo, wies euch gefelt.

PETRUS.

Herr Mose, wenn jhr jhm vormeldt,

Das vrteil, wies gesprochen ist,

Ob er vieleicht nicht gentzlich wist,

Sich zuentsinnen aller wort,

Die er zuuor hatt drinn gehort.

MOYSES.

Demnach vnd alldieweil Hans Pfriem, der Fuhrman alt,

Ins Himmels Saal vnd Paradies nun manigfalt,

Sich an der Seligen seelen, friede, rhu, freud vnd wonn,

Vergriffen hatt, aus mutwill frech, ohn vnterlon,

Vnd kan nicht leiden, das' jhm gehe sampt andern wol,

Hat nicht genung gethan sein' pflichten, wie er sol,

Ist trewlos vnd meineidig worden: Dann wie er

Sich rein geschleifft, vnd die Gericht vorechtlich sehr

Gehalten, vnd der Herrn Gebot in windt geschlagen,

Das lest man gehn: Hats nicht bracht in diese vrteils fragen:

Drumb weil er hat dis alls gethan, vnd mus gestehn,

So sols nach vrteil vnd nach Recht also jm gehn,

Das er aus Himel Paradis, bey Sonnenschein,

Gestossen werd, komm nimmer in ewigkt wider drein.[53]

Diss ist das vrteil, wie es gefelt,

Von Vrteilsfassern ist gestelt,

Vnd hie auff diesem Brieff, mits Paradeis

Secret bekrefftiget, aller weis,

Zu vrkund, wie sich das gebür,

Den nim zu dir, vnd lege jhn für,

ZACHÆUS.

Wie? wenn er mich nicht hören wolt?

MOYSES.

Hey, also bald du jhn zwingen solt,

Vnd solt jhm binden füss vnd hende,

ZACHÆUS.

Das ist vnmüglich, das ichs ende,

Einen solchen Knebel, ich allein

Zubinden, von person so klein?

Man macht aus jhm wol meiner vier,

Nein traun, das ich mich an jhn schirr,

Er hat die sterck, das er zuweil

Möcht Kirchentürme tragen veil.

MOYSES.

So nim den Schecher hin wolan,

Vnd lass dir jhn zur seiten stahn,

Wenn du wirst mit dem Bawren ringen,

Das er jhn helffe dir bezwingen.

SCHECHER.

Hie ist der Man, Frey vnuerzagt,

Ich diene mein Herrn zu tag vnd nacht.

ZACHÆUS.

In Gottes namen, so gilts dahin,

In seinem Haus wir suchen jhn.


Quelle:
Martin Hayneccius: Hans Pfriem oder Meister Kecks. Halle a.d.S. 1882, S. 52-54.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Hans Pfriem
Hans Pfriem: Oder, Meister Kecks (German Edition)

Buchempfehlung

Stramm, August

Gedichte

Gedichte

Wenige Wochen vor seinem Tode äußerte Stramm in einem Brief an seinen Verleger Herwarth Walden die Absicht, seine Gedichte aus der Kriegszeit zu sammeln und ihnen den Titel »Tropfblut« zu geben. Walden nutzte diesen Titel dann jedoch für eine Nachlaßausgabe, die nach anderen Kriterien zusammengestellt wurde. – Hier sind, dem ursprünglichen Plan folgend, unter dem Titel »Tropfblut« die zwischen November 1914 und April 1915 entstandenen Gedichte in der Reihenfolge, in der sie 1915 in Waldens Zeitschrift »Der Sturm« erschienen sind, versammelt. Der Ausgabe beigegeben sind die Gedichte »Die Menscheit« und »Weltwehe«, so wie die Sammlung »Du. Liebesgedichte«, die bereits vor Stramms Kriegsteilnahme in »Der Sturm« veröffentlicht wurden.

50 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon