Dreizehnte Szene

[344] LEGAT erscheint in pontificalibus.

STIMMEN.

Der Kardinal-Legat!

GREGORY deutet auf den Legaten.

Das andre wird ein Höh'rer dir verkünden.

LEGAT.

Mein Prinz, vergönnt, daß ich der erste sei,

Die Huldigung zu Füßen Euch zu legen,

Die Euch der ganze Erdkreis schuldig ist.

DEMETRIUS abwehrend.

Herr Kardinal, ich muß auch Euch noch bitten,

Mir alle diese Wunder zu erklären,

Ihr seht ja, daß ich sie nicht glauben darf!

Denn nicht allein ein Reich und einen Thron,

Ihr schenkt mir auch ein Recht, das ich nicht hatte,

Und das vor mir wohl noch kein Mensch entbehrte,

Das Recht, zu sein, wie ich nun einmal bin!

Ich ward, solang ich diese Erde trete,

Gescholten und gehaßt, und einen jeden

Hab ich beleidigt, oder doch gekränkt,

Und sagt ich auch nur guten Tag zu ihm.

Man ist mit meinen Augen nicht zufrieden,

Man mögte, daß ich anders Atem holte,

Man tadelt meine Mienen, meine Stimme,

Und es ist wahr, ich red ein wenig laut.[344]

Herr Kardinal, bin ich der Zarewitsch,

So setzen meine Fehler Kronen auf

Und hüllen sich in Purpurmäntel ein:

Wenn Moskau, mit den tausend goldnen Türmen,

Von denen jeglicher ein Volk bedeutet,

Dereinst vor mir die Tore öffnen muß,

Wer nennt mich übermütig oder stolz?


Quelle:
Friedrich Hebbel: Werke. Band 1–5, Band 2, München 1963, S. 344-345.
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