Dritte Szene

[328] MASCHINKA tritt auf.

Heut paß ich ihm zum letzten Male auf!

Man glaubt schon von den Kindern Last zu haben,

Wenn man sie füttert und vor Beulen schützt,

Doch das ist alles eitel Zeitvertreib,

Die Plage kommt erst, wenn sie älter werden.

»Ich bitt dich, Mutter, sag ihm, ich sei krank,

Wenn er dich fragt, warum man mich nicht sieht,

Und merk auf sein Gesicht, ich stick indes

Für ihn die Schärpe fertig, die du kennst,

Und geh nicht vor die Tür.« Ja, wenn er fragt!

Doch wenn er schweigt? Es sind nun sieben Tage,

Und er verlor kein Wort an mich, ihm sitzt

Der dumme Falke immer noch im Kopf,

Der sich verflogen hat. Nun hat sie mich

Behängt mit ihren Kleidern, weil sie glaubt,

Daß er sie kennen wird. Ich glaubs zwar nicht,

Allein sie bat mit Tränen in den Augen

Und schwur mir, daß sie, wenn er noch nicht frage,[328]

Sein Roß mit ihrer Schärpe schmücken wolle,

So ließ ichs denn geschehn. Da kommt er her.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Werke. Band 1–5, Band 2, München 1963, S. 328-329.
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