Die Kuppelbeleuchtung zu Rom

[333] Alter Sanct Peter, was seh' ich? Es ringelt die Schlange des Feuers

Glühend sich um dich herum, züngelt noch über das Haupt

Dir hinaus und verscheucht den Mond, den frommen Versilb'rer[333]

Deiner Kuppel, der wähnt, daß ihn die Hölle vertreibt.

Doch, ich irrte mich wohl! Du stehst nicht erschrocken, die Flamme

Zittert, statt deiner, sie friert, gern auch entschlüpfte sie dir,

Aber, du hältst sie, sie soll den Vorwitz büßen, verwegen

Aufgekrochen zu sein an dem Giganten von Stein.

Oder hat sich der jüngste der Blitze, der Wolke entwischend,

Gar des Angriffs erkühnt, hast du den Nestling gepackt

Und dich in ihn gewickelt, damit er verkünde: Sanct Peter

Hat zwar das Ende der Welt, aber Nichts weiter zu scheu'n?

Wahrlich, ich glaub's, dich knirscht erst dann die Erde hinunter,

Wenn sie dem Chaos erbebt, welches sie selber erschnappt.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 333-334.
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