Todtenopfer

[327] Ueber den Kirchhof ging ich und pflückte von jedem der Gräber

Eine Blume mir ab, bis sie mir schwollen zum Strauß.

Aber, was soll er mir doch – so rief ich, plötzlich erschaudernd, –

Borgt das Leben sich denn Zierde und Zeichen vom Tod?

Doch, da traf ich ein Grab, verwildert liegend und einsam,

Welchem jeglicher Kranz fehlte, der welke sogar.

Nimm sie, sprach ich und streute die Blumen, die schlummernden Nachbarn

Senden das Opfer durch mich, da es die Liebe versäumt![327]


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 327-328.
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