An einen Freund

[234] Was dir Schlimmes oder Gutes

Auch das Leben bringen kann,

Nimmst du stets gelaßnen Muthes

Und zufried'nen Sinnes an.


Nur das Ganze macht dir Sorgen,

Nur, was nie ein Mensch ermißt,

Ob ein Räthsel d'rin verborgen,

Und ob dieß zu lösen ist.


Kann der Buchstab' denn ergründen,

Was das Wort bedeuten soll?

Wenn sich Alle treu verbünden,

Wird es ja von selber voll.


Nimm die Traube, wie die Beere,

Nimm das Leben, wie den Tag!

Was es auch zuletzt bescheere,

Immer bleibt's ein Lustgelag![234]


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 234-235.
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