Vorfrühling

[228] Wie die Knospe hütend,

Daß sie nicht Blume werde,

Liegt's so dumpf und brütend

Ueber der drängenden Erde.


Wolkenmassen ballten

Sich der Sonne entgegen,

Doch durch tausend Spalten

Dringt der befruchtende Segen.


Glüh'nde Düfte ringeln

In die Höhe sich munter.

Flüchtig grüßend, züngeln

Streifende Lichter herunter.[228]


Daß nun, still erfrischend,

Eins zum Andern sich finde,

Rühren, Alles mischend,

Sich lebendige Winde.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 228-229.
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