Dem aufrichtigen und wohlerfahrnen Schweizerboten an seinem Hochzeittage

[138] I ha 's jo gseit, und 's isch so cho!

Was hani gseit? 's werd nit lang goh,

se bringt der Bott vom Schwitzerland

es Brütli an der weiche Hand,

es lieblig Brütli mit'm Chranz

zum Chilgang und zum Hochzittanz.[138]

's isch frili wohr, und so ne Ma

es Fraueli, das mueß er ha.

Früeih, wenn er mit'm Morgerot

uf d'Stroß go Brugg und Basel goht,

wer nimmt en z' erst no lieb und warm,

zum Bhüetdigott und Chuß, in Arm?

Und wenn er mittem Abedstern

in d'Heimet chunnt, was hätt er gern?

's sött näumis an der Huustür stoh,

es sött em lieb eggege cho,

und fründli säge: »Grüeß di Gott,

du liebe Ma und Schwizerbott!«

Und säge sött's em: »Liebe Ma,

chumm weidli, leg d'Pantofflen a,

und 's Tschöpli! Uffem Tischtuch stoht

di 's Süppli scho vo wißem Brot.

Chumm liebi Seel, und iß jez z' Nacht!

Und 's Bettli isch der au scho gmacht.«

Das weiß er wohl, mi Schwizerbott,

's isch nit, as wennim 's säge wott.

Drum het er au am lange Rhi

und Kanton us und Kanton i

meng Meidschi scharf in d'Auge gno,

öb nit bald wöll die rechti cho.

Und Kanton us und Kanton i,

bald an der Limmet, bald am Rhi,

wol het er bravi Meidsch'ne gseh,

wie 's Rösli rot, wiß wie der Schnee,

so tusigschön und gut und froh.

Die rechti het nit welle cho.

's macht nüt. Mi liebe Schwizerbott

het gseit: »I find sie doch, will's Gott!«

I glaub es schier, Herr Bottema!

Längst heit er 's in der Nöchi gha.

Tüent d'Augen uf! Bim Saferlot,

sie chunnt nit selbst. Verzeih mir's Gott![139]

Jez het er sie, und isch er froh,

der Landamma isch's gwüs nit so.

Gib, was de hesch, biet, was de witt,

er tuuschte mit dem Kaiser nit.

Er lueget nu sis Brütli a:

»Jez bisch mi Wib und i di Ma!«

I säg es frei, und säg es lut:

Herr Schwitzerbott mit euer Brut,

Gott gunntich wol e bravi Frau,

und wie 's euch freut, so freut's üs au,

und gebich Gott de alliwil

der liebe neue Freude viel.

Denk, wenn's no einist gwintert het,

was streckt si da im chline Bett,

und lächlet lieb? Mi Bottema,

er luegt si goldig Buebli a.

Er lengt e süße Zuckerring:

»Lueg, was i der von Aarau bring!«

Nu flink dur's Land, Herr Bottema,

mit euer Täschen uf und a,

und bringet, wie mer's gwohnet sin,

viel schöne Bricht und Lehre drinn.

An Zuckerbrot und Marzipa

für d'Chindli soll's nit Mangel ha.

Quelle:
Johann Peter Hebel: Gesamtausgabe, Band 3, Karlsruhe 1972, S. 138-140.
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