Abendlied,

[124] wenn man aus dem Wirtshaus geht

Jetzt schwingen wir den Hut.

Der Wein der war so gut.

Der Kaiser trinkt Burgunderwein,[124]

Sein schönster Junker schenkt ihm ein,

Und schmeckt ihm doch nicht besser,

Nicht besser.

Der Wirt, der ist bezahlt,

Und keine Kreide malt

Den Namen an die Kammertür,

Und hinten dran die Schuldgebühr.

Der Gast darf wiederkommen,

Ja kommen.

Und wer sein Gläslein trinkt,

Ein lustig Liedlein singt

Im Frieden und mit Sittsamkeit,

Und geht nach Haus zu rechter Zeit,

Der Gast darf wiederkehren,

Mit Ehren.

Des Wirts sein Töchterlein

Ist züchtig, schlank und fein,

Die Mutter hält's in treuer Hut,

Und hat sie keins, das ist nicht gut,

Mußt eins in Straßburg kaufen,

Ja kaufen.

Jetzt Brüder, gute Nacht!

Der Mond am Himmel wacht;

Und wacht er nicht, so schläft er noch.

Wir finden Weg und Haustür doch,

Und schlafen aus im Frieden,

Ja Frieden.

[1807]


Quelle:
Johann Peter Hebel: Poetische Werke. München 1961, S. 124-125.
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