5.

[105] Die Nacht ist feucht und stürmisch,

Der Himmel sternenleer;

Im Wald, unter rauschenden Bäumen,

Wandle ich schweigend einher.


Es flimmert fern ein Lichtchen

Aus dem einsamen Jägerhaus;[105]

Es soll mich nicht hin verlocken,

Dort sieht es verdrießlich aus.


Die blinde Großmutter sitzt ja

Im ledernen Lehnstuhl dort,

Unheimlich und starr, wie ein Steinbild,

Und spricht kein einziges Wort.


Fluchend geht auf und nieder

Des Försters rotköpfiger Sohn,

Und wirft an die Wand die Büchse,

Und lacht vor Wut und Hohn.


Die schöne Spinnerin weinet

Und feuchtet mit Tränen den Flachs;

Wimmernd zu ihren Füßen

Schmiegt sich des Vaters Dachs.

Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21972, S. 105-106.
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