12.

Gedächtnisfeier

[116] Keine Messe wird man singen,

Keinen Kadosch wird man sagen,

Nichts gesagt und nichts gesungen

Wird an meinen Sterbetagen.


Doch vielleicht an solchem Tage,

Wenn das Wetter schön und milde,

Geht spazieren auf Montmartre

Mit Paulinen Frau Mathilde.


Mit dem Kranz von Immortellen

Kommt sie, mir das Grab zu schmücken,

Und sie seufzet: »Pauvre homme!«

Feuchte Wehmut in den Blicken.


Leider wohn ich viel zu hoch,

Und ich habe meiner Süßen

Keinen Stuhl hier anzubieten;

Ach! sie schwankt mit müden Füßen.
[116]

Süßes, dickes Kind, du darfst

Nicht zu Fuß nach Hause gehen;

An dem Barrieregitter

Siehst du die Fiaker stehen.


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 21972, S. 116-117.
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