Scena tertia.

[385] Probus. Nero.


NERO. Lieber Bruder, Wie gehestu hier so bekümmert? Dein vnglück ist mir zwar von hertzen leid, Aber was sol man daraus machen? Vnserm HErrn Gott kan man nicht widerstreben, Gib dich doch nur gedultig darein, Dann es kan doch nun nicht geendert werden, Vnd ob du dich schon Todt trawrtest. Trawe Gott, Vnd ob er dich schon jetzund betrübet hat, so kan er dich in andere wege wol wider erfrewen,[385] Sey nur zufrieden, Es kompt nach einem Regen wol wider ein Sonnenschein.

PROBUS. Ja lieber Bruder, es ist wol war, Es thut aber gleichwol wehe, Wann man so viel guter Freunde auff einmal vnd so plötzlich nach einander verlieren sol, Vnd wann ich doch noch wissen möchte, Wie sie vmbkommen weren, So wolte ich mich noch besser zufrieden geben.

NERO. Das mus man alles vnserm HERrn Gott heimstellen, Mir ist wehe gnug damit geschehen, vnd sonderlich gerewets mir zum meisten, Das ich meinen Vater so offt durch trotz zu Zorn beweget habe, Aber was hilffts, Es kan nun nicht geendert werden, Darumb gib dich nur zu frieden, Gehe doch ein wenig hinaus ins Holtz spatzieren, Vnd lasse die lufft vmb die Ohren wehen, So wirds wol baldt besser werden. Ey versuche es, Du wirst gleichwol nicht so ewig einsitzen können.

PROBUS. Ich wils wol versuchen, Aber ich weis wol, Es wird dadurch nicht besser werden. Wiltu aber mit gehen?

NERO. Hertzlieber Bruder, Ich wolts hertzlich gerne thun, Aber ich habe einen bösen Schenckel, Das ich nicht wol gehen kan, Auff ein ander mal wil ich dir gerne auff den dienst warten, Ich bitte, halt mich dißmal entschüldiget.

PROBUS. Nun so wil ich allein hingehen. Vnd sehen, wie mirs bekommen wil, Wann ich mich in die lufft mache, Aber mir ist gar seltzam dagegen, Ich weis nicht, wie mir ist. Nun Gott sey mit dir. Gehet ins Holtz.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 385-386.
Lizenz:
Kategorien: