Scena quarta.

[386] Nero. Seditiosus. Hypocrita. Probus.


NERO. Ende gut, alles gut. Das wil auch wol gut werden, Wann ich nur wiste, wo doch die beiden weren, So wolte ich baldt bey jhnen sein, Aber sihe, dort kommen sie her, Ich mus zu jhnen gehen, vnd[386] flugs eilen, Damit er mir nicht entwackern möge. Ja, Ihr Gesellen, Die sache ist richtig, Kompt wir wollen nun hin, Er ist schon vor hin aus nach dem Holtze gangen, Wir müssen jhme folgen, Sehet euch wol fur, Was jhr fasset, das haltet gewisse. Ihr beiden, fasset jhn beim Arme, So wil ich jhm sein eigen Wehr durch den Leib lauffen, Sehet, dort gehet er, Schweiget nur stille, vnd gehet fein leise. Sie kommen an jhn, die beiden greiffen jhn von hinden bey den Armen, vnd Nero rückt jhme die Wehr aus vnd sagt. Nun mustu halten.

PROBUS. Ach Bruder, Ich bitte dich vmb Gottes willen, las mich leben, Ich bitte nochmals vmb Gottes willen, las mich leben, Ich bitte zum dritten mal vmb Gottes willen, las mich leben, Ich wil ewig, weil ich lebe, dein Diener vnd gefangener sein, Vnd dir gerne alle meine Gerechtigkeit vberlassen, Ich bitte dich vmb tausent Gottes willen las mich leben.

NERO. Das bitten hilfft hier nicht zu, Das heisst, kauffe mich mit Gelde abe. Setzet die Wehren vor die Brust, vnd leufft sie dem Bruder ins Leib, das er zu bodem fellet.

PROBUS rufft. Ceter, Ceter Mordio vber diesem vnschüldigen Bluth. Gehen abe, vnd lassen den Toden liegen.

NERO. Ich mus gehen, weil mir alle meine sachen so gelungen, vnd ein Pancket bestellen, Vnd mit meiner Geselschafft mich lustig vnd frölich machen, Dann auff einen bösen tag, gehöret ein guter Abendt, Wann ich die Warheit sagen sol, Habe ich mich alle müde gearbeitet. Gehet abe.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 386-387.
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