Scena sexta.

[388] Nero. Hypocrita. Seditiosus. Medicus. Justus. Constans. Verax.


JUSTUS. Gnediger Herr, E.G. bringen wir betrübte zeitung, E.G. Bruder ligt im Holtz todt, Wir können aber nicht wissen, wie es zugangen sey.[388]

NERO. Wo ligt er dann? Wie nahe habt jhr jhn selber vmbbracht.

JUSTUS. Er ligt da im Holtze, Aber das wir jhn solten haben vmbracht, Dar behüte vns Gott fur.

NERO. Höret jhr Buben, Ich wils euch wol abfragen, Ihr Diener, Greiffet sie, vnd führet sie hinein, Ich mus den grundt wissen.

DIE RÄTHE ruffen alle Drey. Wir bitten vor gewalt. Aber dessen vngeachtet, werden sie gebunden hinunter geführet.

NERO. Nun habe ichs nach alle meinem willen vnd wolgefallen volnbracht, Meinen Vater habe ich ermordet, Meine Mutter erwürget, Meines Brudern Son strangulirt. Meines Brudern Gemahel vergeben, Vnd weis niemandt nicht, das ichs gethan habe, Vnd wenn sie noch so klug weren, bin ich jhnen doch viel zu schlaw gewesen. Nun komme ich Gott lob fein rühig, vnd ohne alle Schwerdschlacht zum Regiment, vnd hat mir nicht viel gekostet, Dann habe ich mich schon etwas müde gearbeitet, so wil ich nun desto lenger wieder dafur ausruhen. Ich meine ja, sie habens getroffen, mit jhren klugen Rahtschlegen. Wie fein haben sie mich mit Gelde abgekaufft, vnd das Gelbe vom Schnabel abgewischet, Ich wolte jnen das wol zuuor gesagt haben, das ich jhnen würde viel zu geschwinde fur sein, Sie haben mirs aber nicht zugetrawet, Nun aber seind sies wol inne worden. Mit diesen dreyen, so ich habe dahin führen lassen, wil ich auch nicht lange zumachen. Ich mus nun hingehen, vnd die verseheung thun, das jnen die Köpff in aller geheim herunter gerissen werden, Ehe dann es lautbar wird, Vnd wil dann ein geschrey machen, Das sie meinen Bruder ermordet haben, Es wird alsdann wol dabey bleiben, Dann sie werden sich nicht verantworten können.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 388-389.
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