Scena septima.

[389] GARRULUS gehet ein weil auff vnd nieder, darnach spricht er. O wie vbel habe ich gethan, O wie wenig habe ich meine pflicht vnd Eide bedacht,[389] Wie vbel hab ich meine Zunge mißbrauchet, Darumb wehe, wehe, wehe mir, das ich so vntrewlich gehandelt habe, Da ich hette sollen trew sein, bin ich vntrew gewesen, Da ich hette sollen verschwiegen sein, habe ich heimlicheit, so mir nicht zuwissen gebüret, offenbaret vnd nachgesaget, Da ich hette billich daran sein sollen, das friede, ruhe, einigkeit, vnd gute verstendtnis zwischen Vater vnd Son hette mögen gestifftet, vnd erhalten werden, bin ich der jenige gewesen, Der sie durch lügen vnd falsches nachklapffen zusammen gehetzt, vnd vnruhe vnter sie gestifftet habe. Schweiget stille. Jetzunder befinde ich recht, Wies einem pfleget zubekommen, Der sich zwischen Thür vnd Angel zustecken pfleget. Ich meine ja, ich werde geklemmet, Wie plaget vnd ängstet mich nun mein Gewissen. Dann ich auch schier nicht weis, wo ich aus oder ein sol, Dann kompts aus, Vnd die Landschafft ergreifft mich, So ist mir nicht gewissers, den der Todt, vnd ein schmehlicher Todt, Denn besser hab ich auch nicht verdienet. Schweiget stille. Aber damit gleichwol meine Bubenstück nicht jederman mögen bekant werden, Vnd auch gleichwol meine Bubenstücke nicht mögen vngestrafft bleiben, So wil ich mich selber straffen, Vnd weil ich mit der Zunge gesündigt, so sol Sie auch dafur leiden. Schneidet sich selber die Zunge aus dem Halse, vnd fellet zu boden.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 389-390.
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