VII.
Der Adel.

[123] Im Dunkeln jener Zeit, von der mit kühnem Dichten

Kein feiler Hozier1 uns wagt zu unterrichten,

Verlor sich Arnolfs Stamm; den wilden Saladin

Sah, an des Jordans Strand, sein tapfrer Ahnherr fliehn,

Und dieses Ahnherr ward beym großen Karl zum Grafen;

Es zitterten vor ihm die Sachsen und die Slaven.

Ein Heilger selbst war ihm vom Vater her verwandt,

Doch Arnolf kam nicht hin, wo er den Heilgen fand;

Er half sein Vaterland bey zwanzig Jahr verderben,

War Liebling seines Herrn und starb – wie Reiche sterben.

Hochseelig pries ihn zwar geweihter Lippen Spruch,

Doch wahrer sprach von ihm gepreßter Layen Fluch;

Wo Bau'r und Excellenz der Thaten Lohn empfinden,

Mußt' er, zum schlechten Trost, noch seinen Kutscher finden;[124]

Der fragt erstaunungsvoll nach Arnolphs Missethat?

Ein Sohn, war Arnolphs Wort, für den ich alles that;

Ihn, und mein alt Geschlecht durch ihn erhöht zu wissen,

War mir kein Unrecht groß, und dafür muß ich büßen.

Du aber, guter Hanns, weswegen bist du hier?

»Herr, sprach der Kutscher drauf, der Sohn – der war von mir.«


Die Fabel wird wohl nicht auf unsern Adel passen;

Denn der verdammt sich nicht, um Kinder reich zu lassen.


Kästner.


Ende des ersten Bandes.

Fußnoten

1 Ein Genealogist.



Quelle:
Wilhelm Heinse: Erzählungen für junge Damen und Dichter gesammelt und mit Anmerkungen begleitet, Lemgo 1775, S. 128.
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