II.
Dionysius der Tyrann und Aristipp der Weise.

[134] Zu Aristipp, dem großen weisen Mann,

Sprach Dionysius der mächtige Tyrann:

Du magst mir deine Weisheit preisen,

Mir sagen, daß für Geld ich sie nicht kaufen kann –

Genug; die Weisheit siehet man

Bey Reichen nur, die Reichen nicht bey Weisen!


Er sprach's, und sah dabey – sein Fürstliches Geblüt

War aufgewallet – starr den großen Weisen an.

Der Weise sagte: Ja, wie man

Die Aerzte nur bey Kranken sieht!


Gleim.

Quelle:
Wilhelm Heinse: Erzählungen für junge Damen und Dichter gesammelt und mit Anmerkungen begleitet, Lemgo 1775, S. 134-135.
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