2. De zeile und de werlt

[285] de zeile.


Werlt ick wil dy myde

und deinen dy nicht mer.

du lonest my al mit lyden,

dyne vroude ick nichten begeer.

ick wil my von dy scheiden

du hesst my leedt gedaen,

nicht lenger wyl ick beiden,

eynen orden wyl ick anfaen.


de werlt.


Wultu dyn lyden annemme

und wultu von my gaen,

in eynen orden begewen

so is dyne vroude gedaen.

woldestu noch by my blyven,

dat wer der wille myn,

dy mochte noch heil beklyven:

myn deyner soldestu syn.


de zeile.


Ick hebbe dy so lange gedeinet,

myne lon is alto smal;

ick wyl den genen deinen

de eth my wal lonen sal.

ick wil dy iumer myden,

dyn deiner wil ick nicht syn;

du lonest my al myt liden,

dar na der hellen pyn.


de werlt.


Laet dusse rede varen

und hebbe eynen vrischen moet,

und wil de reise sparen,

dat dunkt my wesen gudt.

du bist ser wilt von syne

de vroude is dy bereit

wu soldestu bedwyegen

in solker strengicheit?


de zeile.


De tydt is kort up erden

de wy hir sollen haen.

van al dyner vroude

so wil ick ledich staen.[288]

du lonest my al mit liden,

dar na der hellen stank;

de ewichlick sal duren

und wesen sunder verganck.


de werlt.


Du bist noch junk van yaren,

gebruke dyner juagenzaget

und laet dyn truren varen

darvon werstu verhaget.

du machst noch lange leven

dar by vele vroude haen

in dynen older dy begeven

dar mede der helle untgaen.


de zeile.


Al byn ick iunck van iaren,

de doit kumpt alto hant

de niemant en wil sparen,

dat is my wal bekant.

se synt dar hen gevaren,

se weren eres modes fry,

se lygen my in der erden

vele swarer dann dat blyg.
[290]

de werlt.


Du kannst dy nicht besynnen

wat eynen orden to hort:

dyne natuer mostu bedwyngen,

de vroude wert dy verstuert.

eyn arm elendich leven

dat wert dy dann bekant;

du en kannst es nicht genesen,

to swaer is dy de bant.


de zeile.


De konink van hie boven

dat sal myn hulper syn

den de engele loven

in blydeliken anschyn.

in em so wyl ick hopen,

syne genade is also groit,

he en sal my nicht verlaten,

he hulpet my wal uth der noit.


de werlt.


We heft dy dyt geraden?

des do my doch gemach,

want do yn korten dagen

dut nicht en werst bedacht.[292]

up mysmoet wultu bouwen,

du wult mih volgen ny,

dat sal dy noch wal rouwen –

davor se warne ick dy.


de zeile.


Du woldest my gerne bedriege,

ick hebbe dy wal verstaen

darto woldestu my leygen

als du mannigen hesst gedaen.

dyne lysten mogen dy nicht baten,

dyne redde mogestu wal laen;

ick wil my van dy scheiden,

eynen anderen wech bestaen.

Quelle:
Louise Hensel: Lieder. Paderborn 41879, S. 285-294.
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Lieder (Ausgabe von 1879)
Lieder: Ausgabe von 1879
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