Den 13. Juni 1831

[173] Sei uns gegrüßt, o schöne Morgenröte!

Es schlägt dir unser Herz voll Fröhlichkeit. –

Erhör', o Gott! die heiligen Gebete,

Die unsre Seele dir voll Inbrunst weiht.

Wir flehen heut für unsrer Mutter Glück;

O stoß die frommen Wünsche nicht zurück!


Wir danken dir; du gabst ihr neues Leben

Und wandtest ab der herben Krankheit Schmerz.

Nun soll dich freudig unser Lied erheben,

Dir dankend schlagen unser frohes Herz.

Dir, guter Vater! schalle unser Sang,

Dir jauchze unsre ganze Seele Dank. –


Willkommen uns, o du, der Mütter beste!

An diesem frohen, freudevollen Tag!

Sei uns gegrüßt an deinem schönen Feste!

Dir schlägt heut jubelnd unser Herzensschlag.

O Mutter! lies in deiner Töchter Blick

Die wärmsten Wünsche für dein Lebensglück.


Es lächle dir das Leben schön und helle,

Die Zukunft sei dir wonnevoll und licht.

Nie fließe dir des Kummers Tränenquelle

Von deinem frommen Mutterangesicht.

Gott gebe dir der reinsten Freuden viel

Und führe sanft dich zu des Lebens Ziel!


Wir können dir nicht reiche Gaben spenden,

Nur diesen Blumenteppich, diesen Kranz,

Gewirket von der Liebe treuen Händen

Und schimmernd in der Farben buntem Glanz.

Nimm hin die kleine Gabe, dir geweiht,

Und sieh auf deiner Töchter Dankbarkeit.
[173]

O! bleib uns auch in fernen Lebenstagen

Noch Mutter, wie du's uns gewesen bist –

Stets soll dir unsre Brust voll Liebe schlagen,

Bis einst das Grab auch unser Herz umschließt.

O dann, dann ruf' uns Gott zu ew'gem Glück,

Und keine suche dann umsonst dein Blick.


Quelle:
Frank Spiecker: Luise Hensel als Dichterin. Evanston 1936, S. 173-174.
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