Dritter Auftritt.

[163] Günther. Frowald. Veit.


FROWALD. Herr Ritter! ihr habt beym letzten Wienerturnier tapfer gefochten.

GÜNTHER. Und doch nichts als Wunden davon getragen.

VEIT. Wie – ihr seyd verwundet worden?

GÜNTHER. Im Körper nicht – aber hier – Auf das Herz deutend. Mathildens schöne Augen –

FROWALD. Haben das Feuer angefacht? Dacht' ichs doch gleich – Edler Ritter! sucht Zerstreuung, und ihr vergesset bald auf das Mädchen –

GÜNTHER. Vergessen? Mathilden vergessen? Nein! eben bin ich im Begriff, nach der Stauffenburg hinüber zu reiten.

VEIT. Und sie doch nicht vom Vater zum Weibe zu begehren?

GÜNTHER. Ihr leset den Wunsch in meinem Herzen. Ich will mein Glück versuchen.

VEIT. Da dauert ihr mich, edler Herr! Mathildens Vater ist ein geitziger Mann. Auch hat Otto von Löbenstein durch seine Reichthümer, die er besitzt, den Alten dahin gebracht, daß er ihm seine Tochter zusagte. Sie ist bereits verlobt.

GÜNTHER. Verlobt? O! warum bin ich nicht reich!


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 163.
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